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Palenque, San Cristóbal de las Casas, 10. bis 13. Oktober 1988
Am Nachmittag erreichten wir von Escarceger kommend am 10. Oktober Palenque im Nordosten von Chiapas. Nach dem Check in im Hotel besuchten wir sofort die Ruinen der Mayastadt Palenque. Beeindruckt waren wir abgesehen von den Bauten von den großen, auf dem Gelände verteilten Aronstabgewächsen, unter deren Blättern sich ein Mensch unterstellen kann. Nach Einbruch der Tropennacht hüpften im regenfeuchten Vorgarten des Hotels riesige Kröten herum. Das war harmlos im Vergleich zu einem Erlebnis am nächsten Tag an einem Bankschalter, als ein mittelalter Typ von einer Plantage dreist versuchte, meine Partnerin anzubaggern.
Von Palenque bewegten wir uns auf einer in der Chiapas-Karte dünn eingezeichneten, aber durchaus gut befahrbaren Straße in südwestlicher Richtung über Ococino auf San Cristóbal de las Casas zu. Am Ortsausgang von Palenque wurde die Straße von Wassergräben gesäumt, in denen sich als Neophyten Wasserhyazinthen ausgebreitet hatten. Der Himmel war die ganze Zeit über düster verhangen, in den Tallagen triefte die Landschaft vor Nässe, beiderseits der Straße ging der Blick hin zu steilen, spitzkuppigen, bewaldeten Bergen. Gelegentlich öffnete sich die Landschaft zu ausgedehnten, sumpfigen Ebenen mit Teichen; Spuren von Brandrodung waren zu erkennen, nur wenige alte Bäume hatten dort die Feuer überstanden, doch nachwachsender Wald begann die Wunden wieder zu schließen. Von einer Anhöhe ging der Blick zu einem entfernten, steil herabschießenden Urwaldfluss, den Rio Basca. Kurz östlich der Straße vereinigt sich der Rio Basca mit dem Rio Chamula und stürzt westlich der Straße Palenque – Cristóbal über Felsen zu Tal. Wir nahmen den Abzweig zum Örtchen Cascadas und liefen an den Kaskaden des wilden, gefährlich donnernten, angeschwollenen Flusses aufwärts. Ein junges Mädchen, das uns am Ortsrand ansprach, verkaufte uns reife, grüne Apfelsinen. Vor Ococinco führte die Straße höher in die Berge hinauf, dort wurde der tropische, großblättrige Laubwald nach und nach durch langnadelige Kiefern ersetzt.
Am Vormittag des 11. Oktober schlenderten wir durch das Zentrum von Cristóbal. Wir besuchten den Kunstgewerbemarkt in der Avenida General Utrilla, wo Maya-Frauen in traditioneller Kleidung, die hier im Gebirge warmhalten muss, im Schneidersitz vor ihren vor sich ausgebreiteten Waren saßen, meist Tücher, Schals, Bänder und Schmuck, ein tiefes Blau, Violett und Rot waren dominierend. Eine kindlicher Schuhputzer rief uns an und wir taten ihm den Gefallen und setzten uns nacheinander auf seinen Stuhl. Für die Schuhe war das nicht unbedingt das Beste. Wir stiegen eine lange Treppe zu einer Kapelle auf einer Anhöhe am Stadtrand hinauf, dort steht eine aus Nummernschildern und Blechdosen gefertigte Christus-Skulptur, und hatten von dort freien Ausblick auf die Dächer der Stadt, während sich in unserer Nähe Truthühner Futter suchend herumtrieben. Unter den Arkaden am Rathaus hatten sich indigene Hungerstreikende und Musiker versammelt.
Am Vormittag des 12. Oktober streiften wir über den an einem Hang liegenden Lebensmittelmarkt. Ein paar Totalen mit dem Fotoapparat wurden von Umstehenden mit bösen Blicken quittiert, die Atmpsphäre wirkte nicht gerade entspannt. Wir fuhren dann nach dem Mittagessen zu den Grutas am Rand von Cristóbal, ließen das Auto stehen und folgten einem Weg in die Berge durch einen ganz Wald, der mit zunehmender Höhe einen immer exotischeren Charakter annahm. Die Bäume waren übersät mit epiphytischen Bromelien und Tillandien, teils mit grünen Blättern, teuld mit leuchtend roten Blättern, viele blau blühend, Wind und Regen hatten viele Baumaufsitzer von ihren Unterlagen gelöst und auf den Boden fallen lassen. Neben zwei Kiefernarten wuchsen hartlaubige Laubbäume, ähnlich den Steineichen. Im Unterholz und festgekrallt in Felsen wurzelten die kompakten Rosetten von Agaven. Agekommen an einem Bergkamm waberte kalter Nebel durch den Märchenwald.
Am 13. Oktober begaben wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Tuxtla. Östlich von Escopetaso machten wir Halt für den Ausblick auf ein im Tal gelegenes Dorf, umgeben mit besonders üppigen Maisfeldern. Westlich von der Verzweigung der Mex 190/195 führte die 190 durch eine breite, von Maisfeldern eingenommene Hochebene, im Nordosten begrenzt von dem hohen, schroffen, blaugrünen Gebirge der Meseta Central de Chiapas, der Straßenrand von Blüten orange getupft. Im Grenzbereich zwischen Chiapas und Oaxaca passierten wir ein Gebirgstal, entlang der Straße und am Talboden wuchsen stattliche, stark verzweigte Bäume. Starke Regenfälle im September hatten ein Stück der nicht sehr solide gebauten, kaum abgestützten Mex 190 abrutschen lassen, Bauarbeiter hatten bereits ein Notumfahrung geschoben. Mit Spannung sahen wir einem Sattelzug mit Bezinladung zu, der sich gerade anschickte, das Provisorium zu überwinden. Unser Tagesziel war San Pedro Tepanatepec, kein Ort der sich bei uns eingeprägt hat, abgesehen von dem Hotel an einer Gefällestrecke der Straße, wo jeder Truck und jeder Bus die Motorbremse aufröhren ließ, so dass es mit dem Schlafen nicht weit her war.
Wird fortgesetzt in der Galerie Oaxaca
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México-Reise vom 03. bis 31. Oktober 1988, erster Abschnitt: Halbinsel Yucantan, Bundesstaaten Yucatan, Quintana Roo und Campeche
Erste Station war Mérida im méxikanischen Bundesstaat Yucatan, Unterkunft hatten wir im zentral gelegenen Hotel Caribe in der Calle 58 Ecke 59. Vom Dachgarten hatte man den Blick in den Innenhof des Hotels, auf die Catedral San Ildefonso und die unaufgeräumten Dächer der Umgebung. Zweimal besuchten wir 2 nahegelegenen, florierenden Märkte, den Mercado Municipal (Stadtmarkt) für Kunsthandwerk und den Markt La Unica Vallisoletana in einem Arkadengebäude. Bemerkenswert waren die bunten Obststände, u.a. mit den grünschaligen, gelbfleischigen, aber reifen Apfelsinen, die in México wachsen. Maya-Frauen aus der Umgebung trugen ihre Trachten. Mérida war damals nicht unbedingt eine schöne Stadt (und ist es wahrscheinlich auch heute nicht), es gab abgesehen vom lebhaften, bunten Markt einige gut erhaltene, protzige Bauten am Paseo de Montejo (Museo de Anthroplogy and History, Palacio Canton, El Museo Casa Montejo, Las casas gemelas, die Zwillingshäuser ehemaliger reicher Haziendadores) und daneben viele Straßen mit eher einfachen, improvisierten, oft heruntergekommenen, vom feuchten Tropenklima zusätzlich gestressten Gebäuden, mit dazu passenden, mehr oder weniger kaputten Autos. Die entsprechenden Aufnahmen sind in der 56. Straße gemacht.
Am 04. Oktober fuhren wir mit unserem Mietwagen die Straße in Richtung Progresso. Unterwegs hielten wir bei einer Henequen verarbeitenden Fabrik. Henequén-Agaven wurden auf Feldern der Umgebung angebaut, wir sahen 2 Tage später den Ernte- und Ladevorgang an der Straße nach Puerto Juarez, jetzt aber das Laden der Brechmaschine zur Gewinnung der Blattfasern und die zum Trocknen in der Sonne aufgehängten, stinkenden Henequén-Fasern. Ein Fabrikarbeiter, augenscheinlich ein Maya mit einem sehr markanten Gesicht, gestattete ihn zu fotografieren. Unser Tagesziel waren die Ruinen von Dzibilchaltún, eine wenig besuchte, aber ausgesprochen interessante Ausgrabungsstätte der Maya-Kultur. Auf Grund technischer Probleme (der Film in der Camera wurde nicht transportiert) gibt es kaum Aufnahmen von diesem Besuch, den 1992 fotografisch mit mehr Erfolg wiederholten.
Eine Seitenstraße von Hunderten , wenn nicht Tausenden handgroßer Vogelspinnen in beiden Richtungen überquert. Hielten wir an und öffneten die Autotür, so wurde das von ihnen registriert und sie gingen in Abwehrstellung. Ein ungewöhnlicher, etwas gruseliger Anblick.
Am 05. Oktober waren das berühmte Uxmal und das weniger besuchte Labná unsere Ziele. Das technische Problem bestand auch noch in Uxmal, so dass nennenswerte Fotografien erst 4 Jahre später zustande kamen. Gegen Abend kamen wir nach einem ergiebigen Regen bei der Ausgrabungsstätte von Labná an. Freigelegte Gebäude der Maya-Stadt waren teilweise in keinem guten Zustand, manches war noch nicht ausgegraben. Beim Visitorcenter schnitzten Maya-Künstler aus weichem Zedernholz Götterrelieffiguren.
Der Besuch der ebenfalls berühmten Ausgrabungsstätte Chitzén Itza folgte am 06. Oktober. Wir fuhren über Katumil, kauften dort von einem Maya-Mädchen mit dem Namen Mari Apfelsinen, kamen durch Libre Union und schließlich ans eigentliche Ziel. Im ausgegrabenen und restaurierten Zentrum des einstigen Maya-Stadtstaats gibt es im ehemaligen Macht- und Religionszentrum imposante Bauten, die mit unpassenden spanischen Namen wie z.B. El Castillo (Pyramide de Kukulcan) bezeichnet werden. Von den Häusern des einfachen Volks ist dagegen nichts geblieben. Wir wiederholten eine Erfahrung, die wir bereits in Uxmal gemacht hatten: Maya-Pyramiden sind ziemlich steil gebaut. Dennoch geht der Aufstieg bis zur Plattform der neunstufigen Pyramide, wenn man sich an der ausgelegten Kette gut festhält, recht zügig. Etwas anderes ist der Abstieg, vorallem der erste Schritt von der Plattform herunter kostet eine gewisse bis beträchtliche Überwindung. Doch die Aussicht vom Tempel auf der Pyramide auf den sog. Kriegertempel, den Ballspielplatz mit dem Jaguartempel, weitere Bauten des Areals und den niedrigen, auf Kalkfels wachsenden, laubwerfenden Urwald lohnt die Anstrengung.
In dem von der Außenwelt abgeschotteten Hotel der Kette Villa Archeologico unweit der Ausgrabungsstätte von Chitzen Itza fühlten wir uns eher deplaziert. Die Pyramide von Chitzen Itza überragt den in der Trockenzeit weitgehend kahlen, hellgrauen, skelettartigen Wald, sie ist daher weithin zu sehen. In der Umgebung des Hotels werden Bananen, Papaya und Vanille angebaut. Ein Blickfang außerhalb der Hotelmauern war ein imposanter alter Jacarandabaum, mit von Stürmen halbierter Krone immer noch deutlich höher als der umgebende Wald und bewachsen mit Tausenden von Bromeliengewächsen.
An Valladolid, den ersten größeren Ort auf der Weiterreise am 07. Oktober, erinnere mich nur schemenhaft: Schäbige Häuser entlang der Hauptstraße und im Zentrum eine große Kirche. Die kerzengerade Straße zwischen Cobá und Tulum (Bundesstaat Quintana Roo) an der Küste führte durch den für weite Teile der Halbinsel Yucatan typischen kurzstämmigen, knorrigen Urwald. Einmal hielten wir bei einer windschiefen Hütte, ein anderes Mal bei einem von Geiern in Beschlag genommenen Baum. Es war bereits nach 18 Uhr und dunkel und wir wurden unsicher, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Wir nahmenn einen Anhalter auf und erhofften uns von ihm einen Hinweis auf die Straße nach Tulum. Wie sich zeigte, leitete uns der Tramper in eine andere, ihm genehme Richtung. Als der Verdacht zur Sicherheit wurde, musste er den Wagen verlassen, wir wendeten und fanden schließlich ein Strandhotel in Akumal, dessen einzige Gäste wir in dieser Nacht waren. Die Bungalows standen noch, aber die nähere Umgebung war durch den Hurrican Gilbert ein paar Tage vorher arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war eine schwülwarme, auf Grund dichter Bewölkung tief dunkle Tropennacht. Am Geländer bewegten sich schwerfällig Nashornkäfer von der Größe einer Maus und mittelgroße Krabben versuchten hartnäckig auf der Suche nach Nahrung in unseren Raum zu gelangen.
Der nächste Morgen begann grau und regnerisch; wir konnten nun besser sehen, mit welcher Heftigkeit der Sturm gewütet hatte. Viele Kokospalmen am Strand hatten ihre Kronen eingebüßt und Wind und Wellen hatten Müll aller Art an der Wasserfront aufgehäuft. Nach und nach verstärkten sich die Pastellfarben von See und Himmel und mittags leuchtete die See im tief Türkisblau unter einem wolkenlosen Himmel. Die Mayastadt Tulum wurde auf felsigem Gelände über der Steilküste errichtet. Die Zeremonialbauten sind weniger spektakulär im Vergleich zu Uxmal oder Chichen Itza, dennoch einen Besuch wert.
Noch am gleichen Tag, dem 08. Oktober, setzten wir die Fahrt von Tulum nach Felipe Carillo Puerto fort. Der Urwald, soweit er noch existiert, wächst hier etwas üppiger als in Yucatan. Oft war entlang der Straße 307 nur ein schmaler Baumstreifen stehen geblieben und die Flächen dahinter waren für die Landwirtschaft gerodet worden. Unser Etappenziel war Francesco Escarceger im Bundesstaat Campeche, ein Ort, der allgemein als hässlich und unsehenswert beschrieben wird. Ein halbwegs gutes Hotel war dort nicht geboten und so verbrachten wir die feuchtwarme Nacht in einem billigen, aber überdurchschnittlich kaputten Raum mit klammer Bettwäsche.
Der folgende Morgen sah uns müde und unfröhlich. Für das Frühstück nahmen wir an einem Tisch mit speckiger Plastikdecke vor einer wenig einladenden Bar am Ortsausgang Platz. Über das méxikanische Frühstück konnten wir uns jedoch keinesfalls beklagen. Die Straße 186 nach Villahermosa querte einen wasserreichen, glasklaren Bach, eingebettet in üppige Vegetation; Fächerpalmen fielen besonders auf. Die Gegend am Rio Candelaria war überschwemmt, Reiter patrollierten in den Weideflächen, ihre Pferde bis zum Hals im Wasser. Auch die Straße stand unter Wasser und das Durchkommen schien ungewiss. Wir beobachteten ein paar Autos, die es schafften und schließlich waren auch wir erfolgreich. Zwischen dem Rio Candelaria und dem großen Fluss Usumacinto erstreckt sich sumpfige Ebene, Lebensraum für viele Wasservögel. Beiderseits der Straße sind Kanäle angelegt. Der Rio Usumacinto, u.a. Heimat der als Aquarienfische geschätzten Platies (Xiphophorus maculata), war durch Hochwasser mächtig angeschwollen.
Fortsetzung in der Galerie Chiapas
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Sierra de Zapotitlán (Kakteenwälder), Hochland nördlich Tehuacán, südlich von Esperanza (Agaven, Yuccas und Opuntien), Puebla (Stadt), Cholula, Große Pyramide von Cholula mit Kirche;
Blumenfelder, ausgetrockneter Fluss bei Jonacatepec/Amayucca (Felder, Opuntien, Säulenkakteen), Izucar de Matamoros, Trockenbuschwald mit Riesenkandelaberkakten bei Agua Dulce, östlich Tepexco: Ausblick auf den Popocatepetl
16. bis 17. und 26. Oktober 1988
Am Nachmittag des 16. Oktober überquerten wir vor Teotitlán del Camino die Grenze von Pueblo. Die Mex 131 (oder 135) nach Nordwesten in Richtung auf Tehuacán führt durch eine ausgedehnte Ebene, im Westen begrenzt durch die hinter bewaldeten, grünen Vorbergen aufragenden schroffen Gebirgsketten der Sierra de Zapotitlán, im Osten steigt das Gelände allmählich zu Hügeln mit abgerundeten, rotbraunen Sandsteinkuppen an, die den Blick auf die dahinterliegende Sierra de Sangolica verdeckten. Die Felderwirtschaft der höheren Lagen des Cañon de Tomellin in Oaxaca hatten wir hinter uns gelassen, rechts der Straße war jetzt Weideland; die Ziegen hatten die Laubsträucher ziemlich dezimiert, jedoch nicht die Kakteen. Am Fuß einer im Licht des Nachmittags rot aufleuchtenden Sandsteinfestung verdichteten sich Säulenkakteen zu einem Wald aus graugrünen Stangen, der bis an den Rand der Felsen heranreichte. Zu welcher Art die teilweise über 10 Meter hoch aufragenden, gering verzweigten Kakteen gehörten, ließ sich auf die Entfernung nicht feststellen; für eine nähere Untersuchung fehlte uns leider die Zeit, denn wir hatten unser Etappenziel, die Stadt Puebla noch lange nicht erreicht.
Nordwestlich von Tehuacán steigt das Gelände von 1600 m Meereshöhe um zirka 600 m zu einer Hochebene (z.B. liegt der Ort Tepeaca auf 2240 m Meereshöhe) an und der Charakter der Landschaft ändert sich deutlich. Wir fuhren nun auf der Mex 150, die sich östlich von Tecamachalco der gleich bezeichneten Cuota (Autobahn) von Cordoba nach México City annähert und vor Puebla südlich parallel verläuft. Bei Esperanza nahmen wir uns noch einmal die Zeit für einen Stop. Die Kälte ließ uns frösteln, eine nahe, kahle, am Horizont bewaldete Hügelkette wirkte im Nebel grau, durchzogen von breiten hellen, fast weißen Fahrspuren. In Straßennähe gab es zwischen Maisfeldern verstreute Bäume, auf einem an die Straße angrenzenden Geländestreifen wuchsen keine Säulenkakteen, aber Optuntiensträucher, stattliche Agaven und baumartige Yuccas. Ziemlich müde erreichten wir am Abend unser Hotel in Puebla.
Für Puebla war nur eine Nacht eingeplant, doch vor der Weiterfahrt am 17. Oktober nach México City wollten wir uns noch einen Eindruck von der großen Pyramide Tepanapa in Cholula 10 Kilometer westlich von Puebla machen. Dieses Bauwerk im 4. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung begonnene Bauwerk, das eher wie ein Berg wirkt, gilt hinsichtlich ihres Volumens als größte Pyramide, die jemals erbaut wurde, größer als die Cheops-Pyramide in Ägypten. Zur Zeit der spanischen Eroberung unter Cortez Anfang des 16. Jahrhunderts war Tepanapa von Ablagerungen und Bewuchs überdeckt. Cortez ließ auf dem Berg eine Kirche bauen. Archäologen haben Bereiche der Basis von Tepanapa freigelegt und rekonstruiert und dabei u.a. eine runde, einen Kopf darstellende olmekische Steinplastik gefunden. Um die älteren, immer wieder überbauten Pyramiden im Inneren zu erkunden, wurden zahlreiche Tunnels angelegt. Wir kauften Tickets für den Besuchertunnel und machten uns auf den etwa 15-minütigen Durchgang, der einen Eindruck von den versteckten Struturen vermittelt. Weniger interessiert an der Kirche auf, wollten wir uns den Ausblick nicht entgehen lassen und stiegen den an der Nordwestecke der Pyramide beginnenden Pfad zur Plattform hinauf. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel sahen wir hinab zu den bescheidenen Wohnhäusern von Cholula, dazwischen etliche von der spanischen Kolonialmacht hinterlassene Kirchen, auf frisch gepflügte, braune Felder, auf die grünen Beete des hier verbreiteten Gartenbaus und die orangefarbenen Rechtecke der Tagetesfelder am Ortsrand vor nahegelegenen, schütter bewaldeten Hügeln. Hohe Wolkenbänke türmten sich im Westen auf, die darin verborgenen, Vulkanberge den 5452 Meter hohen Popocatepetl, den Schwestervulkan Itztaciuatl und den Vulkan Orizaba konnte man meist mehr ahnen als sehen.
Als wir genug von der archäologischen Zone hatten, fanden wir gute Plätze im Restaurant Suez unter den Arkaden um den Zócalo von Cholula. Wir wussten das schäumende méxikanische Bier, das in geeisten Krügen auf den Tisch kommt, bereits sehr zu schätzen und bestellten uns zum Essen Negra Modelo, das Dunkle, der Brauereigruppe Grupo Modelo. (Leider sind die in den USA nach dortigen Regeln hergestellten Exportvarianten u.a. für den deutschen Markt nicht zu empfehlen).
Am 26.Oktober, wir hatten Quartier in einem Hotel im Zentrum von Cuernavaca (Bundesstaat Morelos) genommen, unternahmen wir eine Fahrt über Cuautla de Morelos nach Izucar de Matmoros und kamen damit zurück in den Südwesten des méxikanischen Bundesstaats Puebla. Westlich des Abzweigs von der Mex 140 zu dem Örtchen Jonacatepec, noch in Morelos, motivierten uns Hirsefelder und vorallem Felder mit auffälligen roten Blumen zum Halten für einen Fotostop. Um mehr in die Landschaft einzudringen fuhren wir von der Mex. 140 in Richtung Jonacatepec ab; wir hielten südlich des Ortes bei einer Bogenbrücke über einen ausgetrockneten Flusslauf und folgten zu Fuß einem Feldweg entlang des Flussbetts, stiegen auch hinab in das Schotter- und Geröllbett, nur an besonders tiefen Stellen stand noch Wasser. Am Ufer standen zwischen belaubten und kahlen Sträuchern einige große Optunien und Säulenkakteen, besonders die alten Opuntiensträucher wiesen Spuren zurückliegender Brände auf. Umgeknickte Maisstauden auf den Feldern waren noch nicht abgeerntet, ocker- und hellgelb gestreifte Kürbisse lagen auf der trockenen, dunklen Erde.
Nach diesem Abstecher kamen wir mittags nach Izucar de Matamoros. Für das Mittagessen wählten wir ein Restaurant an der Zufahrtstraße zum Zentrum; das Essen war nicht übel, wir hatten allerdings unseren Kampf mit den Seefood-Komponenten auf den Tellern. In Matamoros hielten wir uns nicht weiter auf sondern machten uns auf den Rückweg. Wenige Kilometer westlich der Stadt, bei dem Örtchen Agua Dulce, erlaubte ein nördlich abgehender Schotterweg erneut das Eindringen in die Landschaft. Wir bogen in einen Feldweg mit grasbewachsenen Mittelstreifen ein, der auf ein bescheidenes Gehöft zuführte, bereuten diese Entscheidung aber bald, da die Fahrspuren immer tiefer wurden und der Bewuchs des Mittelstreifens heftig am Bodenblech des Autos schabte. Während wir mit dem Wendemanöver beschäftigt war, kam uns ein Junge mit einem Esel entgegen, beladen mit großen, verbeulten Wasserkannen aus Aluminium. Vermutlich verirrten sich nicht oft ausländische Besucher in die Nähe seines Hauses und so befragte uns der Junge sehr interessiert nach dem Woher und Wohin. Wir sollten mitkommen, hatten aber andere Pläne, waren bald zurück auf dem Schotterweg und bewegten uns weiter auf ein paar mit weithin sichtbaren Riesenkakteen bestandene Hügel zu. Am Fuß der Hügel wuchs ein fast undurchdringliches Gestrüpp aus hohen, trockenen Stauden, Sträuchern, einzelnen herausragenden, belaubten Bäumen mit papierartiger, rotbrauner Rinde, Opuntien mit baumartigen Wuchs und den gewaltigen Orgelpfeifen der Säulenkaktusart Pachycereus weberi. Zwischen dem Fahrweg und dem Rand des dichten Trockenwaldes gab es einen Geländestreifen mit kümmerlichen Maisanbau und kurzem, braunen Gras; dort präsentierte sich gänzlich freigestellt eine der schönsten Orgelpfeifengestalten, ein Platz zum Rasten, Schauen und Fotografieren.
Die Dämmerung setzte ein und wir waren auf unserem Rückweg noch nicht weit gekommen. Noch auf dem Schotterweg, hatten wir einen beeindruckenden Größenvergleich zwischen unserem Mietwagen und einen ihn hoch überragenden Pachycereus weberi am Wegrand. Östlich von Tepexco, oberhalb des Tals des Rio Nexapa, ging der Blick ungehindert über das Flusstal und mit dichten Trockenwald tragend Hügel bis zum gewaltigen, über allem thronenden Vulkankegel des Popocatepetls, der sich bei Einbruch der Nacht gerade aus den dichten Wolken geschält hatte, die ihn meist einhüllen.
Fortsetzung in der Galerie México City, Bundesstaat México
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Die Aufnahmen entstanden vom 23. bis 25. April 2007 auf dem Weg von Saltillo nach Cuatro Cienegas, im Ort Cuatro Cienegas und im Bolson von Cuatro Cienegas im mexikanischen Bundesstaat Coahuila.
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Die Aufnahmen entstanden am 12. April 2007 im mexikanischen Bundesstaat Querétaro bei La Culata, an der Straße nach San Joaquín in der Sierra del Doctor, bei Peña Blanca, an der Pass-Straße (Mex 120) durch die Sierra Pinal de Amoles und in Jalpan de Serra.
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Von México City nach Teitihuacán im Estado de México (Bundesstaat México)
08. April 2007: Fahrt von Mexico City nach San Juan de Teotihuacán, Unterkunft im Hotel Quinto Sol in Sichtweite der Ruinen, Nach dem Mittagessen Besuch der Ausgrabungsstätte, Besteigung der Mondpyramide und Menschenmassen der Sonnenpyramide, Erkundung des Geländes abseits des Hauptwegs, am Abend Spaziergang durch San Juan de Teotihuacán
Aufnahmen vom 08. April 2007
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Xochimilco und Zona Rosa
6. April: Raum im Nuevo Hotel Avenido Liverpool, Umbuchung des Zimmers (12. OG) gegen Aufpreis,weniger Smog als bei früheren Besuchen von M´xico City
7. April: Übernahme eines Mietautos, Taxifahrt nach Xochimilco, Mittagessen in einem schattigen Restaurant bei der Anlegestelle der Boote, Miete eines Azul-Bootes und Rundfahrt auf den Kanälen, Besuch einer Kakteen-Gärtnerei, mit dem selben Taxi zurück zum Hotel, ca. 17 Uhr mit dem Taxi in die Zona Rosa, Aussteigen am Zócalo, da der dichte Verkehr kein Weiterkommen ermöglicht, Rundgang Zócalo und Plaza Santa Domingo
Aufnahmen vom 7. April 2007
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Die Aufnahmen entstanden am 11. und 12. April 2007 in Tequisquiapan, bei dem Dorf Mintehé, in Cadereyta, bei den Ortschaften Higuerillas und San Pablo Tolimán sowie in Bernal und Umgebung (Mexiko, Bundesstaat Queretaro).
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Die Aufnahmen entstanden vom 18. bis 21. April 2007 im Ort und der Umgebung von Real de Catorce im (Méxiko, Bundesstaat San Luis Potosi).