Al Qatn, Hawrah, Al Mashad, Al Hajarayn, Kailat-Bugshan im Wadi Dawan, Ras Huweira, Al Mukalla/Hadramaut

Fahrt von Sayun durch das Wadi Duan (Dawan) über Al Qatn, Hawrah, Al Mashad, Al Hajarayn, Budah, Kailat-Bugshan, Ras Huweira nach Al Mukalla

Wir haten den Wecker auf 06:30 gestellt; nach einem Frühstück gemeinsam mit unserem Reisebegleiter Michael Hestermann und dem Fahrer Abdullah fuhren wir um 07:30 Uhr bei dem Haus von Fauzy, dem nicht uniformierten Polizisten, der für unsere Sicherheit auf der Fahrt nach Al Mukallah sorgen sollte und der darüber hinaus ein sehr interessanter Gesprächspartner war; verständigen mussten wir uns auf Englisch. Fauzy wollte die Fahrt nutzen, um einen Kollegen in Al Mukallah zu besuchen. Unseren ersten, kurzen Aufenthalt hatten wir in Al Qatn, einer kleinen Ortschaft in der einige beschädigte Lehmziegelwohnbauten auffielen. Kurze Zeit danach erreichten wir Hawrah: Auch hier gab es einige verfallende Lehmbauten und eine große, leere Zisterne mit telweise eingefallener Ummauerung. Einen neuen, leuchtend weißen Anstrich musste die Moschee kürzlich erhalten haben, die Kuppel des Minaretts und ein paar Absätze an den Gebäuden waren türkisfarben. Zwischen der Durchgangsstraße und dem steilen Felshang des Wadis Duan (oder Dawan), das sich weiter nördlich mit dem Wadi Hadramaut vereinigt, fielen zwei große einstöckige Gebäude auf, in einem Vorbau war ein Laden für alles mögliche untergebracht; wenig weiter fiel der Blick auf drei Grabmale mit hohen, spitz zulaufenden Kuppeln hinter einem Zaun, neben einem einstöckigen Bau in den Farben der Moschee. In dem Laden kauften wir ein kleines Gefäß aus opaken, orangefarbenen Bernstein; ob es sich tatsächlich um Bernstein handelt, haben wir nie geklärt. Fauzy hatte unter seinem Sitz neben dem Fahrer einen Gegenstand in einer Plastiktüte verstaut. Er erwies sich als israelisches Model einer Maschinenpistole – für alle Fälle. Es folgte dann eine längere Fahrt bis Al Mashad, einem Ort am Ostabhang des Wadi Dawan. Dort hatten wir Gelegenheit das alte Ortszentrum zu erkunden. Die Frauen, die man entfernt im Tal auf den bewässerten, sich leuchtend grün vom Gelb- und Rotbraun der Umgebung abhebenden Feldern arbeiteten, trugen zu ihrer schwarzen Verhüllung die hohen, spitzen Flechthüte, die wir in Läden schon öfter bemerkt hatten; diese Hüte erschienen uns, wie die rechstliche Ausstattung, als nicht sehr praktisch bei der Feldarbeit. Von der Zufahrtsstraße nach Al Mashad bekamen wir auf dem Rückweg freien Blick auf den Ort und die steilen Erosionshänge des Wadis. Am Rand des Flussbetts, das nur selten und nur für kurze Zeit durchstömt wird, wurden Lehmziegel gefertigt und zum Trocknen gestapelt. Ein von einem Lehmwall umgebener Dattepalmengarten war oberhalb der Ziegelei im Wadi zu erkennen. Westlich des trockenen Flussbetts war am Fuß der das Wadi begrenzenden Tafelberge ein neuer Ort entstanden. Einen weiteren interessanten Ort, Al Hajarayn, verwegen in den Osthang des Wadi Duan gesetzt, sahen wir nur von der durch das Wadi führenden Straße aus. Zum Mittagessen hielten wir in Budah ohne den hochwassergeschädigten Ort näher  zu erkunden. Ein weiterer Höhepunkt dieser insgesamt spektakulären Fahrt, wenig südlch von Budah, war Khailat oder Bugshan im oberen Wadi Dawan; dort hatten wir Gelegenheit ein großes, von Gästen jetzt unbewohntes, bunt bemaltes Hotel im traditionellen Architekturstil von Duan, errichtet um einen Innenhof, zu besichtigen. Von Khailat-Bugshan führte eine neue, in den Karten nicht verzeichnete Straße auf die Hochebene und u.a. zu einem neuen Hotel. Von den Kehren dieser Straße hatten wir einen überwältigenden Ausblick auf den Ort, der gerade hinter uns lag, auf eine Art langgestreckter Flussoase mit Dattelpalmen beiderseits des trockenen Flussbetts im Wadi Dawan, auf Haid Al-Jazil, eine auf einem kleinen Felsplateau über dem Wadi gewagt nistende Ortschaft, auf das sich in der Ferne verzweigende Wadi und auf die brettflache Hochebene, in die sich die Wadis durch rückschreitende Erosion eingefressen hatten. Vor der ebenfalls abgesehen von Personal verlassen wirkenden Hotelanlage waren drei gesattelte Dromedare mit vielen unversorgten Wunden angebunden. Ich nutzte die Gelegenheit, mich von unserer Reisegruppe zu entfernen und die triste, trockene, steinige, fast vegetationslose Landschaft zu erkunden, was etwas Aufregung verursachte, als man mich zu vermissen begann. Ich kam bis zu einer Stelle, wo die Erosion, ausgelöst durch die großen Temperatutunterschiede zwischen Tag und Nacht und seltene Regenfälle begonnen hatte, ein Seitental zum Wadi Dawan anzulegen; dort gab es auch ein paar Sträucher und Aloe-Pflanzen. Unsere Route führte jetzt in südöstlcher Richtung, leicht ansteigend, über die karge Hochebene. Bei der Einmündung der Straße in die alte Straße nach Al Mukallah, dem höchsten Punkt der Straßenverbindung zwischen Sayun und Al Mukallah, trafen wir auf das Nest Ras Huweira, an der Straße eine Art Handelsposten aus wenigen ebenerdigen, nachlässig gemauerten Gebäuden und einer Reihe provisorischer Holzverschläge, umgeben von Plastikmüll. Ein Polizeiauto mit Besatzung war hier geparkt. Vor allem unserem Fahrer Abdullah war der Halt hier ein Anliegen, denn hier gab es die Möglichkeit frisches Qat für den Abend zu kaufen. Von diesem Ort ging der Blick über die zerklüftete, im Licht des späten Nachmittags düster dunkelbraun erscheinende Hochebene, durch die sich ein gewundenes Wadi schlängelte; am Talboden und stellenweise an Abhängen war etwas Grün von Bäumen und Sträuchern zu erkennen. Einen letzten Stop machten vor unserem Ziel machten wir am Südrand der Hochebene. Der Fahrer blieb im Wagen, wir anderen gingen ein Stück in die Landschaft; hier fand ich Vertreter verschiedener sukkulenter Species (Aloe vera, eine Caralluma-Art, eine Vertreterin der Aizoacee, eine Sarcostemma-Art, auch sukkulente Zwergbäume aus dem Commiphora-Spektrum und üppige Flechten), in die Felsen eingelagert sah man fossile, rote Korallen. Ein augenscheinlich ausgetrockneter, ausgedehnter Salzsee und die Ausläufer der Hochebene waren von Dunst verschleiert. Bei Sonnenuntergang erreichten wir die Küstenstraße östlich von Al Mukallah; im Hafen der Stadt lagen viele kleine Fischerboote in einigem Abstand vom Ufer vertäut. Vom Fenster unseres Hotelzimmers konnten wir große Teile von Al Mukallah überblicken.

Aufnahmen vom 13. Dezember 2008