Al Mukalla, Bir Ali, Balkal/Hadramaut

Al Mukalla, Fahrt von Al Mukalla nach Bir Ali, Balkal und zurück

Nach dem Aufstehen um 07 Uhr gab es ein karges Hotelfrühstück; Fauzy hatte einen Kollegen besucht und bei ihm übernachtet, dort holten wir ihn ab und fuhren dann zum Hauptquartier der Touristenpolizei, um die geplante Tagestour nach Bir Ali bestätigen zu lassen. Es kam dann zu einer längeren verbalen Auseinandersetzung zwischen Fauzy und einem Verantwortlichen vor Ort. Durchgesetzt werden sollte die Mitfahrt eines uniformierten, bewaffneten Polizisten, für den wir allerdings im Auto keinen Platz hatten; es endete damit, dass der Polizist im Laderaum als sechste Person mitfuhr. In der Kaserne gab es auch ehemalige südjemenitische Polizisten mit deutschen Sprachkenntnissen, Ergebnis der Ausbildung in der DDR. Unsere Fahrt führte auf der Küstenstraße etwa 200 Kilometer nach Westen. Wir hielten kurz im Küstenort Burum, um Obst einzukaufen. Es folgte ein Fotostop bei einem auf eine Klippe aufgesezten historischen Wachtum und ein weiterer an der Mündung eines zumindest im Unterlauf wasserführenden Flusses, der sich vor der Querung der Straße, eingerahmt von Akaziensträuchern, seeartig ausbreitete und dann ins Meer mündete. Am Fuß der aus der schmalen Küstenebene aufsteigenden, schroffen, kahlen, magenta bis blau erscheinenden Berge hatte sich Flugsand vom Strand angelagert; in den folgenden breiteren Abschnitten der Ebene hatten sich stattliche gelbe Küstendünen gebildet. Wir erreichte dann eine Zone mit Zeugnissen von heftigen Vulkanausbrüchen; nördlich der Straße breiteten sich am Fuß eines Vulkanberges ausgedehnte, dunkelrotbraune Lavafelder aus. Ein idealtypisch geformter Vulkankegel erhob sich direkt aus dem Küstensaum und hatte die Straßenbauer veranlasst, den Abstand zum Meer zu vergrößern. Hier hielten wir an, um den erloschenen, von Erosionsrinnen gefurchten Vulkan zu besteigen. Vom Gipfel ging der Blick in einen fast kreisrunden Kratersee mit grünem Wasser; unmittelbar am Rand hatte sich ein schmaler Streifen aus Sträuchern angesiedelt. Von der Position am Kraterrand ermöglichte eine Delle im Kraterrand die Sicht auf das Meer und Vulkaninseln in geringer Entfernung. Landeinwärts war rotbrauner Sand, dunkle Lava und vor dem Horizont gab es die Kegel weiterer Vulkanberge. Der Polizist aus Al Mukallah hatte uns zum Kraterrand begleitet, er erwies sich als schlecht zu Fuß und stürzte auf dem Weg nach unten hin. Im Hafen von Bir Ali lagen Dutzende kleiner Fischerboote aus Holz mit Außenbordmotoren im türkisfarbenen Meer verankert. Am Strand waren Blechkarren für den Transport der Fänge zu einer offenen Halle abgestellt, dem Fischmarkt; dort hatten sich einige Kaufinteressenten zusammengefunden, um die Fänge zu begutachten. Im Jemen ist es nicht unüblich, z.B. Fisch im Restaurant für die Zubereitung abzugeben; Fauzy prüfte vor dem Kauf unseres Mittagessens lange und gründlich, was mir die Gelegenheit gab, Fischer, Käufer und Fang zu fotografieren. In der Halle hatten sich ausnaheliegendem Interesse auch einige hochbeinige, schlanke, kurzhaarige, grau getigerte Katzen eingefunden. Das nahegelegene Fischrestaurant war äußerst einfach: ein Eisengestell, ein gewölbtes Wellblechdach, eine vorgestellte, niedrige Mauer aus Betonsteinen, innen einfache Holztische und Holzbänke. Den Tischnachbar konnte man sich nicht aussuchen. Wir bekamen Bestecke, üblicherweise wurde mit den Händen gegessen. Ziege und Schafe bevölkerten die nähere Umgebung, und sehr elegante Katzen mit gelbbraunen, besonders kurzhaarigem Fell und großen Ohren stöberten im Müll. Wir mussten etwas warten, bis unsere Fische auf dem Grill zubereitet waren. Fauzy wollte noch etwas besorgen und vertrieben uns die Wartezeit in einer einfachen Teestube; als sich Fauzy zu uns setzte, drohte er am unterdrücktem Lachen fast zu ersticken. Man hatte ihn, den Polizisten in Zivil, angesprochen, ob er nicht Interesse hätte, an der Kaperung eines Frachtschiffs im Golf von Aden teilzunehmen, das war gerade groß in Mode; er hatte abgelehnt. Trotz der etwas suboptimalen Umstände hatten wir ein sehr schmackhaftes, darüber hinaus unvergessliches Fischessen. Wir fuhren dann weitere 15 Kilometer auf der Küstenstraße nach Westen bis zum Ort Balkal auf einer Halbinsel mit einem steilen Vulkankegel mit eingesandetem Fuß. Ein halsbrecherischer, steiniger Pfad führte zum Gipfel; nach einiger Kletterei beschlossen wir, den Aufstieg sein zu lassen und uns unten umzusehen. Eine Reifenpanne verzögerte die Rückfahrt; während die Reparatur organisiert wurde, schaute ich Ziegen zu, die versuchten in einen maroden Linienbus einzusteigen. Wir hatten den Auftrag, einen jemenitischen Schulatlas mit nach Hause zu bringen; Fauzy und Michael Hestermann gingen in Al Mukallah auf die Suche und waren erfolgreich. Nach einem gemeinsamen Abendessen verabschiedeten wir uns von den Reisebegleitern. Am nächsten Vormittag wollten wir nach Hadibou auf der politisch zum Jemen gehörenden, einzigartigen Insel Sokotra fliegen.

Aufnahmen vom 13. und 14. Dezember 2008