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Vom Teufelsgraben zum Mümzbergstollen
Aufnahmen vom 11. November 2021
Filmaufnahmen durch DIWA-Film im Auftrag des Südwestfunks am Alten Weiher-Stollen am annähernd trockenen Hauptarm des Schwarzbachs
Aufnahmen vom 11. November 2021
Umgebung des Portals des Münzberg-Tiefstollens mit dem durch die Wassergewinnung ausgetrockneten Arm des Schwarzbachs
Aufnahmen vom 11. November 2021
Schwarzbach vom Geschiebesammler unterhalb des Tennisclubgeländes bis in die obere Nerotalanlage
An diesem Tag war der Hauptarm des Schwarzbachs am Alten Weiher Stollen annähernd abflusslos, an der Leichtweißhöhle gänzlich trocken: Wasserführung war unterhalb der Tennisanlagen zu verzeichnen.
Aufnahmen vom 11. November 2021
Unterhalb des Jagdschlosses Platte entspringender zentraler Arm des Wiesbadener Schwarzbachsystems und die oberste Trinkwasserflachgewinnungsanlage Bergstollen
Der zentrale Arm des Schwarzbachsystems mit der höchstgelegenen Quelle unterhalb des Jagdschlosses Platte war im Jahr 1999 in der Stadtkarte, so wie andere Schwarzbacharme, nicht in der Stadtkarte verzeichnet. Der Autor dieser Zeilen stieß zusammen mit einem Kollegen zufällig auf die Quelle und einen Fließgewässerabschnitt, der kurz oberhalb des Bergstollens in einem Graben nach Westen in Richtung Polakensumpf abgeleitete worden war. Recherchen ergaben, dass Mitarbeiter der Stadtwerke die Gewässerumleitung unter Nutzung eines Grabens eines historischen Wiesenbewässerungssystems veranlasst hatten und die Umleitung aufrecht erhielten. Ihr Motiv war die Fernhaltung des Quellbachs vom Bergstollen, der oberflächennah angelegt, durch eindringendes Oberflächenwasser bakteriell verunreinigt wurde. Mit der Wasserbehörde hatte man diese Maßnahme nicht abgestimmt. Weitere Recherchen ergaben, dass der selbe Gewässerlauf, der unterhalb des Bergstollens wieder etwas Abfluss gewann, auch oberhalb des Wilhelmstollens nach Westen in den Wald abgelenkt worden war, mit Ziel wie oben beschrieben. Zwar konnte der ursprüngliche Gewässerlauf des zentralen Schwarzbacharms kartografisch rekonstruiert und in die Stadtkarte übernommen werden, doch die ungesetzlichen Maßnahmen der Stadtwerke bestehen bis heute, ohne dass sich die Stadt als Gewässereigentümerin und die Obere Wasserbehörde als Aufsichtsbehörde für die Trinkwassergewinnung daran stören.
Aufnahmen aus dem Sommer 1999
Trockene Rinnen des westlichsten Schwarzbacharms und des oberhalb des Münzbergstollen-Portals im Distrikt Himmelswiese entspringenden Gewässerarms des Schwarzbachsystems
Der Münzbergstollen, der älteste Wiesbadener Tiefstollen für die Trinkwassergewinnung, trocknet zusammen mit 4 entlang des Mittellaufs des Schwarzbachs hintereinander eingerichteten Flachgewinnungsanlagen das gesamte Gewässersystem des Wiesbadener Schwarzbachs aus. Die dränierte Wirkung des Münzbergstollens wirkt sich am Schwarzbacharm von der Himmelswiese und dem westlichsten Gewässerarm am stärksten aus und legt die beiden kleinen Fließgewässer fast permanent trocken. Das weiche Trinkwasser aus dem Taunus, ca. 25 Prozent des Wiesbadener Verbrauchs, wird mit großen ökologischen Schäden bezahlt, die sich durch den spürbaren KLimawandel noch verstärken.
Aufnahmen vom 01. Juni 2021
Vom Geschiebesammler im Schwarzbach bis zur Felsengruppe am Speierskopf
Bevor der Schwarzbach die Straße Wolkenbruch unterquert, fließt der Bach durch eine sog. Geschiebesammler, das ist ein befestigtes Becken, in dem vom Bach mitgeführtes Material für die Entsorgung zurückgehalten werden soll. Bei ausführlichen Untersuchungen im Auftrag des Umweltamts hat sich herausgestellt, dass die Bäche nur bei Starkregen oder Schneeschmelze relevante Mengen von Sand und Geröll transportieren und dass diese Stoffe bei starkem Abfluss nicht in den Sammelbecken zurückgehalten werden. Nichtsdestoweniger hält die Stadt Wiesbaden an diesen unnatürlichen Einrichtungen fest und investiert Finanzmittel für die Unterhaltung oder gar den Neubau. Der Grund mag auch Druck durch Anwohner und nicht informierte Ortsbeiräte sein. Im konkreten Fall hätte die Sanierung der maroden Stützmauer rechts vom Bach durchaus gereicht.
Am Weg den Schwarzbach aufwärts stehen ein paar interessante Bäume, u.a. Steinlinden.
Der Bereich zwischen Hellkundweg, Speierskopf und Neroberg war einst Bestandteil eines Landschaftsparks. Das Konzept des Landschaftsparks hatte die Stadt jedoch aufgegeben und die alten Anlagen verfallen lassen. Ein prominenter Bestandteil des Landschaftsparks war ein Wasserfall, der über die Klippen unterhalb des Speierkopfs stürzte und vom Fuß der Felsengruppe mittels ausgemauerter Rinne unter dem Fahrweg hindurch zum Schwarzbach abgeleitet wurde. Für den Wasserfall nutzte man den Schwarzbacharm, der oberhalb der Bahnholzeiche entspringt und den Entenpfuhl speist. Dieser nordöstliche Schwarzbacharm fließt hoch über dem Hauptarm des Schwarzbachs östlich an den Serizitgneisklippen vor. Man hatte für das Bächlein einen gemauerten Kanal angelegt und es über die Felsen stürzen lassen. Die verfallenen Reste des Kanals hatte das Umweltamt um 2004 entfernen lassen und versucht, den ursprünglichen Lauf des Fließgewässers bis zur Mündung in den Schwarzbach wieder herzustellen, nachdem sich das Forstamt über Schäden am Waldweg durch den Gewässerarm beklagt und Abhilfe gefordert hatte. Die Maßnahmen des Umweltamts zur Gewässerrenaturierungen waren nur teilweise erfolgreich, denn der Abfluss des Schwarzbacharms versickerte in seinem wiederhergestellten Bett vor dem Erreichen des Hauptwegs im Kluftgestein. Man hofft, dass sich das Gewässerbett im Lauf der Zeit von selbst abdichtet. Die beschriebenen Maßnahmen gefielen Anhängern des einstigen Landschaftsparks, den sie gerne wiederhergestellt gesehen hätten, gar nicht. Ein prominentes Mitglied der Bürgerliste ging soweit, den Autor dieser Zeilen als verantwortlichen Abteilungsleiter anzuzeigen, allerdings ohne Erfolg.
Aufnahmen vom 01. Juni 2021
Wasserfall über Serizitgneisfelsen unterhalb des Speierskopfs durch Umleitung des vom Entenpfuhl kommenden Schwarzbacharms
Nach dem Verfall des Zuleitungskanals wurde der Schwarzbacharm durch das Umweltamt wieder hergestellt (renaturiert). Die Maßnahme war nur teilweise erfolgreich, da das Bachwasser im Bereich der Serizitgneisfelsen teilweise im Kluftgestein versickert und am Fuß der Felsen austritt. Es wurde davon ausgegangen, dass sich die Klüfte im Lauf der Zeit abdichten.
Aufnahme aus dem Stadtarchiv Wiesbaden vom 28. März 1970
Verlegung und Ausbau des Schwarzbachs im Zusammenhang mit dem Bau der Tennisplätze im Nerotal
Aufnahmen aus dem Stadtarchiv Wiesbaden aus em Jahr 1927
Übersichtsplan des Schwarzbachsystems im Rabengrund und Nerotal von den Quellen bis zum Beginn des Bachkanals
Gewässerlauf des Schwarzbachs von der Habelsquelle durch den Rabengrund und das Nerotal bis zum Beginn des Bachkanals
Das reich verzweigte, aber abflussarme Gewässersystem des Schwarzbachs im Rabengrund und Nerotal von Wiesbaden ist neben dem Rambachsystem, dem Dambach, dem Wellritzbachsystem und dem Kesselbachsystem ein Bestandteil (Teilsystem) des Salzbachsystems, des wichtigsten Gewässersystems der Stadt Wiesbaden.
Von der im 19. Jahrhundert eingerichteten und bis heute durch Hessenwasser betriebenenTrinkwassergewinnung aus Tiefstollen und Flachgewinnungen ist das Schwarzbachsystem neben dem Goldsteinbachsystem in Sonnenberg besonders betroffen. Oder anders ausgedrückt: Die Trinkwassergewinnung entzieht den Quellen und Gewässerarmen des Schwarzbachsystems den größten Teil des potenziellen Abflusses. Die Trockenlegung war so effizient, dass das Vermessungsamt der Stadt Wiesbaden (heute eine Abteilung des Tiefbauamts) den größten Teil des Gewässersystems aus der Stadtkarte glaubte tilgen zu können. Erst als die Verantwortung in der Funktion des Gewässereigentümers 2004 vom Tiefbauamt auf das Umweltamt überging, sorgte die Abteilung 3609 „Schutz und Bewirtschaftng der Gewässer“ dafür, dass das Gewässersystem neu erfasst und in die Stadtkarte wieder aufgenommen wurde.
Lediglich die Habelsquelle und der von ihr ausgehende Bacharm war der Tilgung aus der Stadtkarte entgangen.
Eine Flachgewinnung mit Sickergalerie im Quellbereich sammelte den größten Teil der Quellschüttung der Habelsquelle in einem unterirdischen Speicher. Von dort wurde der größte Teil des Wassers zum Neroberghotel zu dessen Versorgung geleitet. Lediglich eine geringe Teilmenge gelangte zu einer Pseudoquellfassung und tröpfelte von da in das Gewässerbett. Nach dem Brand des Neroberghotels entfiel der dortige Trinkwasserbedarf. Anstatt das Wasser nun an den Schwarbach-Habelsquelle zurückzugeben, ließ man das Wasser oberhalb des Neroberghotels im Wald versickern. Initiativen der Abteilung 3609 des Umweltamtes änderten seit 2008 die Situation:
- Die FH Wiesbaden erhielt den Auftrag, die Situation der Habelsquelle zu erfassen und einen Vorschlag zu präsentieren, wie das im Wald versickerte Wasser wieder dem Fließgewässer zurückgegeben werden kann.
- Mit dem Leiter der Abteilung Wassergewinnung von ESWE, Herrn Dr. Berger, konnte eine Vereinbarung zur Kartografierung des gesamten Schwarzbachsystems durch das Ingenieurbüro BGS (Darmstadt) getroffen werden. Das Ingenieurbüro erhielt darüber hinaus den Auftrag, die Auswirkungen der Trinkwassergewinnung auf das Schwarzbachsystem (und das Goldsteinbachsystem) zu erfassen. Die Finanzierung übernahm ESWE.
Letztlich wurde der Rückbau des Wasserbehälters an der Habelsquelle erreicht, der gesamte (aber nach wie vor geringe Abfluss) der Quelle wurde wieder in das Fließgewässer geleitet. Die Erfassng des Schwarzbachsystem berücksichtigte auch die Gräben, die von einem historischen Wiesenbewässerunssytem übrig geblieben waren und teilweise von ESWE genutzt wurden, um den Abfluss von Fließgewässern von Flachgewinnunsanlagen zur Reduzierung der Verkeimung fernzuhalten. Die hydrologische Untersuchung bestätigte erwartungsgemäß, dass die Wassergewinnung die Grundwasseraquifere des Schwarzbachsystems weitgehend trocken legt.
Jedes Jahr stellten der Architekturbeirat der Landeshauptstadt Wiesbaden und der Wiesbadener Kurier gemeinsan ein stadtplanerisches Thema in den Mittelpunkt. Im Jahr 2006 fiel die Wahl auf das Thema „Wiesbaden – Wasserstadt“. In diesem Kontext fanden einige gemeiname Begehungen von Fließgewässern und Heilquellen. Für das Umweltamt wurde der Autor das Gremium berufen. Im Nachgang zu den Begehungen versuchte der Vertreter des Stadtplanungsdezernats die Steinmetzinnung dafür zu gewinnen, für mehrere Quellen des Salzbachsystems zu deren Kenntlichmachung „Quellsteine“ mit dem Namen der jeweiligen Quelle herzustellen und am Wasseraustritt zu platzieren. Die Verwirklichung ließ auf sich warten, letztlich wurde nur der Quellstein für die Schwarzbachquelle (Habelsquelle) hergestellt und ausgebracht. Durch die Änderung des Wegesystems (Aufgabe von Wegen für den Wildkatzenschutz) dürfte der Quellstein nur von Eingeweihten gefunden werden und erfüllt daher nicht seinen Zweck.
Die Habelsquelle entspringt westlich des Langebergs. Das Gewässerbett führt auf einer schmalen Waldlichtung mit erheblichem Gefälle in südwestlicher Richtung zum Abrahamsrod. Aus Osten trifft eine meist abflusslose Gewässerrinne auf den kümmerlich fließenden Schwarzbach-Habelquelle. Nach Unterquerung eines Hauptwaldwegs bei der Pfannkuchenbrücke und dem Zutritt eines Seitenzulaufs aus Osten mit der aufgegebenen Pfeifer-Trinkwassergewinnung biegt das Gewässerbett scharf in westlicher Richtung ab. Der Bach wird hier entgegen des natürlichen Gefälles als Wegeseitengraben geführt. Die Wiederherstellung des natürlichen Lauf scheiterte bisher am Widerstand der Naturschutzbehörden.
In der Gies´ches Wiese trifft der Schwarzbach-Habelsquelle auf den aus Norden vom Bergstollen, Seibelsrod und Bornwiese herkommenden, ebenfalls abflussarmen Schwarzbacharm. Der vereinigte Bach fließt westlich des Rabenkopfs parallel zu einem Wirtschaftsweg nach Süden. Eine Flachgewinnungsanlage reduziert im oberen Distrikt Alter Weiher den Abfluss. Am südlichen Ende des offenen Rabengrund-Geländes trifft der Bach auf einen großen Teich, den sog. Stauweiher, der in der Taltiefsten angelegt wurde. Der vom Stadtforst verwaltete Teich ist an einen Angelsportverein verpachtet. Der Bach wird westlich um den Teich herum zu einem Absturz geführt. Die baufällige Staumauer und die Holzbrücke über den Bach wurden 2018 mit den Zustimmungen des Umweltamtes (in der Funktion Gewässereigentümer) und der oberen Wasserbehörde erneuert. Von einer Renaturierung (beseitigung des Absturzes) wurde unter Verweis auf einen natürlichen Absturz unterhalb abgesehen (Umweltamt).
Unterhalb des Stauweihers passiert der Bach die Leichtweißhöhle. Von Nordwesten tritt aus Richtung Münzbergstollen ein weiterer Schwarzbacharm hinzu.
Östlich vom Schwarzbach befindet sich eine Felsengruppe. Der freie Platz zwischen der Felswand aus Serezitgneis und dem Wirtschaftsweg wird als Spiel- und Grillplatz genutzt. Über die Felsengruppe ließ man den aus Richtung Entenpfuhl herkommenden Schwarzbacharm als Wasserfall abstürzen. Das aus Wasserbausteinen hergestellte Gerinne war vor Jahrzehnten verfallen, seitdem versickerte der Schwarzbach-Entenpfuhl vor Erreichen des Hauptgewässers im Waldboden. 2008 (?) wurden die Reste des Überlaufgerinnes von der Gewässerunterhaltng entfernt und das Gewässerbett des Seitenarms rekonstruiert, aber nach wie vor versickert das Wasser im Boden.
Unterhalb des Speierskopf trifft ein weiterer Seitenarm aus östlicher Richtun auf den Schwarzbach.
Anschließend ist im oberen Nerotal das Tal des Schwarzbachs durch die Anlagen des privilegierten Wiesbadener Hockey- und Tennisclubs verbaut, dessen fehlplazierte Anlagen sich immer weiter bachaufwärts geschoben haben. Der Bach ist in diesem Abschnitt zuerst an den westlichen Talrand geschoben worden und fließt anschließend mittig durch das Gelände, am Clubrestaurant vor. Dort wird der Bach für Wasserentnahme unzulässig gestaut.
Unterhalb des Clubgeländes tritt der Schwarzbach in einen einst vom Tiefbauamt gebauten Geschiebesammler ein, der seit 2004 zum Bestand des Umweltamtes zählt.
Nach Unterquerung der Wolkenbruchstraße an der Talstation der Nerotalbahn tritt der Schwarzbach in die Nerotalanlage ein, die vom Grünflächenamt unterhalten wird. In der Anlage speist der Bach zwei künstliche, mit Betonsohlen versehene Teiche, bevor er am unteren Ende der Nerotalanlage in einem Gewölbebachkanal verschwindet, unterirdisch den Dambachkanal aufnimmt und sich endlich unter der Wilhelmstraße mit dem Rambach und Wellritzbach zum Salzbach vereinigt.
Aufnahmen vom 27. Juli und 24. September 2018