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Mexico City:
18. bis 20.10 und 27.10. 1988: Ausblick vom 23. Stock des Hotels El Presidente auf México City mit dem Chapultepec-Park im Smog, Volandores der Huaxtecen auf dem Gelände des Anthroplogischen Museums; Flughafen von México City
Bundesstaat México:
21. und 22. Oktober 1988: Teotihuacán (Sonnen- und Mondpyramide, Opuntiensträucher), Hotel Villa Archeologico (Außenanlagen mit Yuccas, Kakteen, etc.), Amecameca, Felder und Wälder am Fuß des Popocatepetl, Hochgebirgsvegetation, Vulkan im Nebel, Maisfelder am Fuß des Popocatépetl, Apfelbaum;
25.10.1988: Bergseen: Lagunas de Zempoala, Ortszentrum von Malinalco, Bougainvilleen, Fußweg zum toltekischen Jaguartempel, hängend wachsende Mammillarien, Schmetterlinge, Ausblick ins Tal von Malinalco
Am 18. Oktober checkten wir im Hotel Presidente in der Nähe des Chapultepec-Parks ein und erhielten ein Zimmer im 35. Stockwerk. Der Blick aus den Fenstern ging über den Park auf das Stadtzentrum, im dichten Smog waren Einzelheiten bedauerlicherweise nur verschwommen zu erkennen. Am Nachmittag verbesserte sich die Sicht ein wenig, von den Flurfenstern konnte man bis zu den Bergen am Rand des Hochtals von México City schauen.
Der nächste Tag gehörte dem ausgesprochen interessanten Anthropologischen Musuem. Im Garten gaben huaxtekische Volandores eine gefährliche Vorstellung. Fünf Männer in Tracht stiegen einen hohen Stamm hoch bis zum unterhalb des oberen Endes an einer Ecke befestigten quadratischen Rahmen. Nach einer langen Phase der Konzentration begann die traditionelle Flugvorführung: Angebunden an einem Fuß oder an der Taille wickelten sich die Seile ab und ließen die vier Flieger den Stamm bis kurz über dem Grund umkreisen, während der Fünfte, auf dem Rahmen liegende, den Prozess überwachte.
Am 20. Oktober besuchten wir das Frieda-Kahlo-Museum und das Trotzki-Museum, davon gibt es keine Fotografien.
Die Karte des Estado de México weist im Nordosten der Stadt einen großen See aus, den Lago de Texcoco. Diesen See wollte ich gerne sehen und daher fuhren wir am Nachmittag nach Texcoco ein paar Kilometer östlich des Sees. Die Karte, die eine Straßenverbindung zeigt, die durch die südlichen Randbereiche des Sees führt, hätte eine Warnung sein sollen. Von einem See war weit und breit nicht zu sehen, stattdessen eine graue, staubige, vermüllte Ebene. Wir setzten daher die Fahrt nach Pachuca, der Hauptstadt von Hidalgo fort und hatten dort größte Mühe, eine Unterkunft für eine Nacht zu finden.
Am 21. Oktober verließen wir Pachuca in Richtung des Tals von Teotihuacán im Nordosten des Bundesstaates México. Unser Ziel war die berühmte Ausgrabungsstätte Teotihuacán. Wie alle Neuankömmlinge bewegten wir uns entlang der Hauptstraße zu den monumentalen Bauwerken der Sonnenpyramide und der Mondpyramide. Damals hatten Händler freien Zugang zu dem Gelände und buchstäblich hinter jeder Deckung lauerte ein Verkäufer von Krimskrams aller Art. Solcherart permanent bedrängt verging uns die leider schnell die Lust auf einen längeren Aufenthalt. Gegen Abend fanden wir mit dem Auto einen Weg in die mit Sukkulenten-Buschwald bedeckten Hügel oberhalb der alten Metropole, der zum örtlichen Mikrowellensender führt und schauten von dort oben über das im sich verdichtenden Abendnebel liegende Tal von Teotihuacán. Unterkunft fanden wir im in der Nähe der Ausgrabungsstätte liegenden Hotel Villa Archäologica. Wie gewöhnlich bei dieser Hotelkette war der Bereich um das Hotel, auch außerhalb der Umzäunung, mit eindrucksvollen Pflanzen der Umgebung gestaltet, wie z.B. Yuccas, Agaven und diversen Kakteenarten.
Der 22. Oktober sah uns über das Städtchen Amecameca, wo wir uns auf dem Zocalo mit Obst eindeckten, auf dem Weg zum Vulkanberg Popocatépetl. Von Amecameca sind es etwa 35 Straßenkilometer bis zum Parkplatz am Ende der Straße unterhalb des gewöhnlich in dichte Wolken gehüllten Gipfels. Wir hatten es nicht eilig und unterbrachen unsere Fahrt immer wieder, um mehr von der Gegend zu sehen. Entlang der oberhalb von Amecameca steil ansteigenden Straße gab es einen Streifen Maisfelder, dahinter begann ein Bergwald aus Tujas und Kiefern. Im Sattel zwischen den Gipfeln des Popocatepetl und des Schwestervulkans Itztaccíhuatl, dem Paso de Cortés, verzweigt sich die Zufahrt. Wir setzten die Fahrt bis Tlamacas auf etwa 4.000 Meter Höhe fort; hier steht das Hotel für die Wissenschaftler, die den Vulkan überwachen. Dann stiegen wir, gut gegen die Kälte geschützt, langsam, tief in die dunkelbraune, lockere, feinkörnige Vulkanasche einsinkend bis zu einem Nebengipfel auf. Hier, oberhalb der Waldgrenze, gab es nur noch vereinzelte, zerzauste Kiefern; die sich zum Gipfel aufschwingenden Hänge waren eintönig mit gelbblühenden Zwergsträuchern und Horstgräsern bedeckt, mitunter sahen wir verkrüppelten Wacholder, Disteln und Lupinen. Manchmal riss die Wolkendecke für einen Augenblick auf und ließ einen flüchtigen Blick auf die Gipfelregion zu. Etliche Besucher machten sich von hier auf den in dieser Höhe beschwerlichen Weg in Richtung Gipfel, manche in Alltagskleidung, andere alpin ausgerüstet. Wir dagegen traten den Weg nach Cuernavaca an, der Hauptstadt von Morelos. In den Feldern am Fuß der Berge fielen uns einzelstehende Bäume in den Maisfeldern auf, dicht behangen mit kleinen gelben, sauren Früchten, die wie kleine Äpfel aussahen und vermutlich auch welche waren. Der Mais war hier besonders üppig gewachsen und ich nahme die Gelegenheit wahr, ein paar Aufnahmen dieser für México so bedeutsamen Kulturpflanze zu machen.
Das Hotel España in der Avenida Morelos im historischen Zentrum von Cuernavaca war der Ausgangspunkt für die nächsten Exkursionen.
Am 25. Oktober brachen wir von Cuernavaca zu einer Rundfahrt in den Estato de México auf. Unser führte über die idyllische Berglandschaft mit den Lagunas de Zempoala nach Malinalco, Joquicinco, Tenango de Arista, Coatepec, und Sta. Marta zurück in der Abenddämmerung über die Lagunas nach Cuernavaca in Morelos. In dem hübschen, aufgeräumten Malinalco waren die Sockel der meisten Häuser im Zentrum tiefblau gestrichen; wir fanden für unser Mittagessen mit dunklem Bier ausnahmsweise in geeisten Flaschen statt Krügen in einem kleinem Restaurant am Zocalo. Gesättigt wanderten wir einen von blühenden Sträuchern gesäumten Weg in Richtung einer aus dem Fels geschlagenen toltekischen Pyramide. An feuchten Stellen sammelten sich kleine Schmetterlinge, die auf den ersten Blick hingestreutes, verfärbtes Laub wirkten, flankiert von viel größeren Faltern einer Schwalbenschwanzart, dunkelbraun mit gelber und himmelblauer Borte und 2 roten Punkten. Auf dem Gelände der Ausgrabungsstätte waren Gärtner mit der Bepflanzung von Trockenmauern beschäftigt. Sie setzten Exemplare eine Mammillarienspezies mit dem Kopf nach unten in Spalte zwischen den Steinen ein; was befremdlich wirkte war durchaus richtig, denn diese Kakteen wachsen gewöhnlich hängend an steilen Felswänden, lassen sich aber auch „normal“ aufrecht kultivieren. Von der strohgedeckten Pyramide eines Jaguarordens reichte der Blick weit in das Tal von Malinalco mit der Ortschaft und ihren beiden Kirchen.
FORTSETZUNG IN DER GALERIE MORELOS
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