Homhil, Wadi Shifa

Exkursion zum Homhil-Plateau und in das Wadi Shifa auf der Insel Sokotra (Aufnahmen vom 16. Dezember 2008)

Der Wecker klingelt am 16. Dezember um 6 Uhr. Wagdi und Mahad begleiten uns vom Hotel zum Frühstück im nahegelegen Touristen-Restaurant mit frischgebackenem Fladenbrot, Honig und schwarzem Tee. Danach kurzer Aufenthalt am Markt. Unsere Begleiter kaufen Gemüse für Mittag- und Abendessen. Weiterfahrt zur Nursery am östlichen Ortsrand von Hadibou und Führung durch die Anlage zur Anzucht endemischen Sokotra-Pflanzen. Dann fahren wir auf der Küstenstraße nach Osten. An einer fjordartigen Flussmündung biegen wir auf einen unbefestigten Weg ein, der zu den östlichen Kalkplateaus führt. Bei einer Ansiedlung aus Kuben, die sich kaum von der Umgebung abheben, bleibt unser Fahrer mit dem Auto zurück und wir folgen mit Wagdi dem Weg in Richtung Dorf Homhil. Die Sonne brennt vom Himmel, es ist heiß, der Anstieg zu den Plateaus ist beschwerlich. Dass wir nur langsam voran kommen, ist jedoch vorallem der ungewöhnliche Landschaft mit einer Vielzahl einzigartiger, bizarrer Gewächse geschuldet. Es erfordert Zeit, diese Eindrücke aufzunehmen und außerdem zu fotografieren. Von Ziegen verbissene Sträucher erinnern uns, dass wir uns durch eine Kulturlandschaft bewegen. Auch besonders bizarre Flaschenbaum-Skulpturen am Wegrand sind keine Laune der Natur. Weihrauch-  (Boswellia elongata) und Myrrhe-Bäume (Commiphora socotrana, C. ornifolia) werden zur Harzgewinnung genutzt und stehen daher unter Schutz. Am Rand des Dorfes Homhil begegnen wir dem ersten Drachenbaum (Dracena cinnabari) und rasten ein paar Minuten in seinem Schatten. Sein Stamm (wie die Stämme aller anderen Drachenbäume) ist mit den Narben der „Drachenblut“-Gewinnung, des rot aushärtenden Harzes, übersät. Die Hänge über uns tragen einen lichten Wald aus Drachenbäumen ohne Unterwuchs. Zwischen den erwachsenen Bäumen befinden sich nur wenige halbwüchsige Exemplare. In Homhil treffen wir bei einem Glas Tee mit dem Dorfvorsteher und dem „local Guide“ zusammen, der uns auf dem weiteren Weg innerhalb der Gemarkungsgrenzen begleiten wird. Unterhalb der Bebauung kommen wir zu einem fast trockenen Bachbett. Orangefarbene und braune Süßwasserkrabben drängen sich in den wassergefüllten Pools. Unser Pfad führt in das Wadi Shifa, das ist die mächtige Kerbe im Plateau, die der Bach in Jahrtausenden geschaffen hat. Vom Rand des Kalkplateaus sind irgendwann hausgroße Brocken in die Tiefe gestürzt. Auf dem ebenen Dach eines dieser Felsen erkennen wir einen üppigen Sukkulenten-Garten. Unerreichbar für die Ziegen kann sich die Sukkulenten-Flora nur an solchen geschützten Orten ungestört reproduzieren. Im Tal erwartet uns Mahad bei einem Gehöft mit einem Imbiss.