20
Dicksam-Plateau und Wadi Dirham auf der Insel Sokotra (Aufnahmen vom 18. Dezember 2008)
Nach erholsamen Schlaf und dem Frühstück mit Fladenbrot, Honig, Nescafe und Wasser im Freien bei dem bereits vertrauten Restaurant waren wir am Morgen des 18. Dezember guter Dinge und bereit für die nächste Exkursion. Dieses Mal führte unser Weg auf der Uferstraße durch die eintönige Küstenebene nach Westen bis zum Abzweig der etwa 7 Jahre zuvor ausgebauten Nord-Süd-Verbindungsstraße. Nachdem wir die Hochebene erreicht haben gibt ein „Foto-Stop“ Gelegenheit, zur nebelverhangenen Nordküste und den kahlen Rand des Kalkplateaus zurückzuschauen. Nach Osten erstreckt sich das Plateau bis zum schroffen Haghir-Massiv. Der Graben eines Wadis trennt die Hochfläche von den dick wolkenverhangenen Granitbergen. Langsam weicht die morgendliche Kühle der Hitze des Vormittags, nur wenn der Wind Ausläufer der Wolken über die Landschaft treibt, frösteln wir wieder. Die Hochebene ist mit durch Beweidung und Verbiss arg strapazierten Sträuchern bewachsen. Unsere Augenmerk ist allerdings mehr auf die Drachenbäume (Dracena cinnabari) gerichtet, deren Kronenschirme mit großem Abstand zueinander den Unterwuchs überragen. Aussichtspunkte bei dem Dorf Kafshifo geben uns Gelegenheit einen Ausschnitt des Schluchtensystems, das sich durch rückschreitende Erosion in das Kalkplateau frisst, zu überblicken. Die Abhänge vor uns und die Hochflächen jenseits der Schluchten tragen, soweit das Auge reicht, einen lichten Drachenbaumwald. Im Touristenladen gibt sehr schlichte, mit Drachenblut dunkelbraunrot bemalte Keramik. Wir kaufen ein kleines Keramikgefäß, das zum Schmelzen des Baumharzes gedacht ist. Meine Frau kauft auch Zahnbürsten-Hölzer, ein Mitbringsel für unseren Zahnarzt.
Ein unbefestigter Weg führt in südöstlicher Richtung, vorbei an prächtigen Drachenbaumgestalten, zum Wadi Dirham. Ein letztes, abschüssiges Wegstück und wir erreichen mit dem Auto den Grund des Wadis. Das Wasser des nur spärlich zur Südküste abfließenden Flusses erscheint in Abhängigkeit vom Gesteins und der Wassertiefe hellgelb oder oliv in den flachen Zonen und intensiv flaschengrün in den tiefen Pools. Während unsere Begleiter das Picknick vorbereiten, schauen wir uns etwas um. Wir sind nicht allein, weitere Touristen machen hier mit ihren Begleitern auf dem Weg nach Skand in den Bergen halt. Ein Dattelpalmenhain weist auf Besiedlung hin und tatsächlich gibt es hier ein bewohntes Anwesen und viele Ziegen. Unser Lunch weckt die Aufmerksamkeit der Ziegen und der großen Krabben auf dem Bachgrund. Während sich die Krabben an den Verzehr von Zwiebelresten machen, die Mahad abgespült hat, nutzen ein paar Ziegen unsere Ablenkung für einen blitzartigen Überfall auf die Reste des Essens. Die ägyptischen Geier sitzen auf Felsvorsprüngen, sie sind schon satt. Da wir weitere Camping-Nächte ausgeschlagen haben, entfällt die Exkursion nach Skand in die Haghir-Berge. Am Nachmittag treten wir den Rückweg an.