Santa Rosalia und Umgebung 03/2022

Von Santa Rosalia zum Örtchen Mentajo in der zentralen Sierra, Baja California Sur

Den Nachmittag nutzten wir für eine Fahrt nach Mentajo. Die Straße zweigt unweit südlich von Santa Rosalia von der Méx 1 in südwestlicher Richtung ab, führt auf die Hochfläche und am Rand eines weiten Tals in die Sierra auf den Colmo Encantada zu. Unterhalb der Passhöhe macht die Straße in einem großen Bogen ins Tal eines temporären Flusslaufes; von hier überblickten wir das teilweise wasserführende Flussbett, einen Zulauf und den lockeren Buschwald auf dem Talboden, durchsetzt mit einer großen Zahl nachgewachsener Cardones, in den Hanglagen standen auch stattlichere Exemplare. Entlang der Ortschaft wird der am Ortsausgang gestaute Fluss von hohen Washingtonia-Fächerpalmen gesäumt. Bis Mentajo hatte man die Straße kürzlich bestens ausgebaut, die anschließende Strecke nach Candelaria und weiter in die Sierra war unbefestigt. Der Hang östlich des Ortes ist mit großen, abgerundeten rotbraunen Basaltbrocken übersät, die Fortbewegung im artenreichen Sukkulentenbusch war entsprechend mühsam. Um so erstaunlicher erschien die Vermüllung des unwegsamen Geländes am Ortsrand.

„Was mich dort und anderswo in Mexico entschieden frustriert hat, ist der Brauch, regelmäßig die Landschaft abzufackeln und dabei zu degradieren sowie die systematische Vermüllung aller Strassenränder und der strassennahen Bereiche. Man könnte meinen, dass ein erheblicher Teil der Einheimischen hinsichtlich des Umgangs mit Müll einen schweren Dachschaden hat. Beteiligt sind nicht nur die Autofahrer, die alles aus dem Wagenfenster werfen, was sie nicht mehr benötigen, es sind auch die Dorfbewohner und die Rancheros. Letztere habe ich im Verdacht, dass sie den Mitmenschen demonstrieren wollen, dass Umweltschutz inklusive geordneter Abfallbeseitigung nur eine Sache für Schwächlinge ist, nicht für richtige, kotztolle Machos“ (Notiz im Reisetagebuch).

Aufnahmen vom 04. und 05. März 2022

 

Von Santa Rosalia zum Fuß der Tres Virgens-Vulkane

Unsere  überwiegend zuverlässige Landkarte zeigte eine von der Méx 1 abgehende, zum Geothermie-Camp an der Flanke des imposanten, erloschenen (?) Vulkans Tres Vìrgens führende Straße. Die wollten wir nutzen, um tiefer in die Landschaft einzudringen. Wir fuhren also ein Stück zurück in Richtung San Ignacio. Der Abzweig ins Vulkangebirge war nicht schwer zu finden. Bedauerlicherweise endete unsere Fahrt nach 4 km an einem massiven und sehr verschlossenen Tor. Kurz vor der Sperre ging die Zufahrt zu einer Loge ab (Eco Tour Las Tres Virgenes). Dieses Tor stand offen, leider war das Restaurant nicht in Betrieb. So blieb uns nur die Besichtigung eines der gewaltigen alten Lavaströme, die von den Las Tres Virgenes ausgehen. Ein spätes Mittagessen fanden wir im Zentrum von Loreto.

 

Aufnahmen vom 04. März 2022

 

Bergbauort Santa Rosalia an der Golfküste, Baja California Sur

Die Sonne versank gerade im Golf von Kalifornien, als wir unser Hotel Las Casitas in Santa Rosalia erreichten. Es liegt etwas außerhalb des Ortszentrums zwischen der Méx 1 und der Steilküste. Am nächsten Morgen hatten wir ein improvisiertes Frühstück vor unserer Casita, mit Blick auf den Golf. Ein traditionelles Desayuno mexicano hätten wir bevorzugt, war aber nicht zu bekommen, denn das Restaurant war geschlossen. Den Vormittag verbrachten wir mit der Erkundung des im 19. Jahrhundert gegründeten Bergbau-Städtchens. Der historische Ortskern wurde in das enge Tal des Arroyo Santa Rosalia gezwängt; die Straßen auf dem Talboden sind rechtwinklig angelegt, die Bebauung ist sehr dicht, viele Wohn- und Geschäftshäuser sind Holzbauten. Das Bergbau-Museums befindet sich in der ehemaligen Direktion der untergegangenen französischen Bergbaufirma  Compagnie du Boleo (1885 bis 1954) am Rand der nördlichen Mesa über dem Ortskern. In den Hügeln erkennt man weitere Hinterlassenschaften des Kupferbergbaus: ein Schornstein, Abraumhalden, Transportanlagen. Die Ruine einer Verladeanlage und teilweise restaurierte Boleo-Fabrikhallen säumen beiderseits die  Méx 1 an der Küste. Vom Staat wurde das defizitäre Unternehmen übernommen und bis 1985 weitergeführt.

 

Aufnahmen vom 03. und 04. März 2022