Rambach und Zuflüsse/Wi.-Sonnenberg und Wiesbaden

Tennelbach vom Wald oberhalb der Dilsenwies bis zur Mündung in den Rambach Ecke Danziger Straße/Tennelbachstraße

Aufnahmen vom 31. Januar 2020

Der Quellbereich des Tennelbachs befindet sich nordöstlich des Bahnholzer Kopfs bzw. nordwestlich der Waldlichtung Dilsenwies im Norden der Gemarkung Sonnenberg. Zwei Quellarme sind auszumachen: der längere westliche reicht fast bis zur Idsteiner Straße. Beide Quellgewässer lagen Ende Januar und Anfang Februar 2020 bis Höhe Teich in den Rosenfelder Wiesen trocken. Lediglich in der oberen Dilsenwies und im Wald oberhalb gab es mehrere kleine Quelltümpel, deren Abfluss im Boden versickerte.

Der Tennelbach ist ähnlich wie der Schüsselbach und der Borngraben mit den Grundbächen ein schwerstbeschädigtes Fließgewässer; er besitzt keine Gewässerparzelle und die Grundstücke mit seinem Fließweg wurden großenteils ohne Berücksichtigung des Bächleins, das eigentlich für die Öffentlichkeit frei zugänglich bleiben müsste, an private Eigentümer vergeben. In etlichen Gärten ist der Tennelbach verrohrt oder in Betongerinne gelegt. Gewässerabschnitte, die 2009 noch offen waren, wurden in den Folgejahren vermutlich unberechtigt privat verrohrt. Oberhalb der Eigenheimstraße existieren 2 Fließwege: ein Fließweg durch zwei große Gärten mehr oder weniger in der Taltiefsten, der obere Abschnitt in einem Betongerinne; im unteren Garten speist der Bach einen Gartenteich. Der zweite Fließweg ist ein gemauertes Gerinne, das weiter oberhalb westlich am Böschungsfuß der Tennelbachstraße verlegt wurde. Unterhalb der Höhenstraße verschwindet das Fließgewässer auf zirka 40 m im Untergrund, wahrscheinlich in einem alten Kanal. Oberhalb der Danziger Straße wird der Tennelbach an einer Überfahrt für die Landwirtschaft erneut in einen Kanal gezwungen, der die Sonnenberger Straße unterquert und ihn schließlich aus einem Auslass in der Ufermauer in den Rambach entlässt.

Unterhalb der Eigenheimstraße bildet der Tennelbach die Gemarkungsgrenze zwischen Sonnenberg und Wiesbaden.

 

Quellgebiet des Tennelbachs und oberer Tennelbach unterhalb der Idsteiner Straße in Wiesbaden-Sonnenberg

Aufnahmen vom 07. Februar 2020

Das ursprüngliche Quellgebiet des Tennelbachs lässt sich östlich der Idsteiner Straße im Laubmischwald gut ausmachen. Die Abflussrinne des Quellbachs ist jedoch bis zur Lichtung Dilsenwies meist trocken, eine Folge der Wasserentnahme für die Trinkwassergewinnung. Kurz oberhalb der Dilsenwies tritt eine zweite, kürzere Gewässerrinne hinzu. Die Dilsenwies ist eine Feuchtwiese mit Quellaustritten, östlich seitlich der hier flachen Gewässerrinne des Tennelbachs gibt es mehrere kleine Quelltümpel. Auch unterhalb der Dilsenwies ist das ziemlich tief eingeschnittene Gewässerbett gewöhnlich trocken, das ändert sich erst auf Höhe der oberen Rosenfelder Wiesen, einem weiteren Feuchtgebiet. Hier bestand ein Teich, der inzwischen, hoffentlich auf Dauer, der Gehölzsukzession überlassen wurde. Von links (aus Nordosten) trifft ein Bündel trockener Rinnen auf den Tennelbach, unklar ist die Funktion dieser Strukturen; es könnte sich um Abgrabungen handeln, vielleicht ist ein trockenes Gewässerbett darunter. In den unteren Rosenfelder Wiesen passiert der abflussarme Tennelbach einen aufgelassenen Garten.

 

Tennelbach im Bereich Rosenfelder Wiesen

Aufnahmen vom 20. März 2009

Im Jahr 2009 ließ der Biotopschutz (Abteilung 3605 des Umweltamts Wiesbaden) in den feuchten oberen Rosenfelder Wiesen einen Biotopteich seitlich des Tennelbachs anlegen, d.h., nicht aus dem Tennelbach gespeist; inzwischen ist von diesem Teich nicht mehr viel zu sehen. Weiter unterhalb, im Distrikt Bahnholz, war der Tennelbach noch nicht vollständig verrohrt. Wer in der Folgezeit die Verrohrung seitlich der Gärten, in der Gartenanlage und dem Garten im Forstacker vorgenommen hat, ist unklar; eine Berechtigung dafür ist nicht zu erkennen.

 

Rambachabschnitt von der König-Adolf-Straße in Wi.-Sonnenberg  bis zur Verrohrung im Kurpark von Wiesbaden

Aufnahmen vom 23 Januar 2020

Diesem Abschnitt des Rambachs sind bis zum Kurpark Verrohrungen und Überbauungen erspart geblieben; allerdings ist der Bach streckenweise zwischen zu eng stehenden, senkrechten, teilweise maroden Ufermauern eingepfercht. Zwei baufällige Brücken ließ das Tiefbauamt 2018 neu bauen. Ausgehend von der Hofwiese besteht rechts vom Bach ein Hochwasserfließweg, der unbedingt offen zu halten war. Ein uneinsichtiger Investor hatte ein Altlastengrundstück an der Danziger Straße erworben und wollte es ohne Rücksicht auf den Hochwasserschutz und die Belange der Nachbarschaft bebauen; ein Rechtsstreit zwischen dem Umweltamt und dem Bauaufsichtsamt auf der einen Seite und dem Investor auf der anderen Seite, der auch vor dem Wiesbadener Verwaltungsgericht ausgetragen wurde, war nötig, um die Berücksichtigung des Hochwasserschutzes zu gewährleisten, wenn auch nur halbherzig.

Eine gepflasterte Gewässerrampe auf Sonnenberger Gemarkung und ein funktionsloser Geschiebesammler (ein in das Gewässerbett eingelassenes tiefes Becken) auf Wiesbadener Gemarkung zählen zu den Scheußlichkeiten des Rambachausbaus, die mit dem Renaturierungsgebot der EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht vereinbar sind. Neben notwendigen Brücken sind auch mehrere keineswegs erforderliche private Brücken und Stege als Hinterausgang von Grundstücken vorhanden, die zurückgebaut werden sollten. Direkt an der Gemarkungsgrenze zwischen Sonnenberg und Wiesbaden mündet der in seinem letzten Abschnitt verrohrte Tennelbach in den Rambach. In den Parkanlagen zwischen Dietenmühle und Kurpark fließt der Rambach parktypisch, aber weitgehend naturnah. Das ändert sich im Kurpark, denn dort wurde der Rambach hart an den rechten Talhang verlegt und außerdem hochgelegt (ein Trassenabschnitt des ehemaligen Rambach-Mühlbachs, der ihn mit dem Schwarzbach verband). Bei Hochwasser fließt der Bach hochgelegte Bach regelmäßig in den Kurparkweiher in der Taltiefsten über, Überflutungen des Kurhauses waren die Folge, da der Ablaufkanal des Kurparkweihers mit einem Durchmesser von 40 cm nicht ausreicht, um das Hochwasser abzuführen, um so weniger, wenn er zugesetzt war. Vor dem Eintritt des Rambachs in die bis zum Salzbachkanal führende Verdolung wurde auf Betreiben einer ehemaligen ELW-Führungskraft ein sog. Automatischer Rechen installiert, dessen Sinnhaftigkeit sich nur schwer erschließt. Der Rechen soll bei Trockenwetterabfluss Geäst und anderes Treibgut vor der Verdolung zurückhalten. Bei Trockenwetter gibt es allerdings wenig Material, das zurückgehalten werden muss; das ändert sich bei Sturm und Gewitterregen, wenn der Bach Abwurfmaterial aus Gärten und Astbruch mitführt, dann allerdings wird der Rechen automatisch hochgefahren und das Schwemmgut passiert die Verdolung.

 

Rambach vom Zusammenfluss mit dem Goldsteinbach an der Rambacher Straße 79 in Sonnenberg bis zur Mühlwiesenstraße in Sonnenberg unter besonderer Berücksichtigung verdolter Abschnitte und Ufermauern

Aufnahmen des Ingenierbüros IWT vom 28. August und 03./04. September 2014

Die Aufnahmen zeigen den Lauf des Rambachs aus der Perspektive eines sich im Bachbett bewegenden Menschen, der selbst die Verdolungen nicht auslässt. Der gesamte Abschnitt des Rambachs ist zwischen eng stehenden Ufermauern kanalisiert, zusätzlich die Bachsohle streckenweise gepflaster und bereichsweise getreppt. Es gibt Anwohner, die diese Art des Gewässerausbaus schätzen. Hinter den Häusern Rambacher Straße Nr. 77, bei den Häusern Rambacher Straße 57-53, vom Haus Nr. 53 bis zur Unterquerung der Rambacher Straße oberhalb Haus Nr. 47 ist der Rambach (Lagerplatz und unmittelbar anschließend die Straßenbrücke) verdolt. Etliche private Brücken und Stege queren den Bachlauf. Im Bereich der unteren Mühlwiesenstraße und der Mühlbergstraße wurde der Bachausbau für den Hochwasserschutz im Auftrag des Umweltamtes modernisiert und zusätzlich ein Hochwasserentlastungskanal angelegt. Positiv lässt sich nur anmerken, dass die Gewässersohle hier durchlässig belassen ist, d.h. Kontakt zum Grundwasser besteht.

Die bereichsweise Renaturierung des Rambachs wäre durchaus möglich, wenn sich der Wille dafür mobilisieren ließe, worauf momentan (2021) bedauerlicherweise nichts hindeutet. Für die privaten Überbauungen, Brücken und Stege hätte das Umweltamt in der Funktion des Gewässereigentümers die Möglichkeit Entgeltverträge mit den Eigentümern dieser Bauwerke abzuschließen und sie einmal jährlich zur Kasse zu bitten. Wer nicht zahlen will, verzichtet auf seine Brücke, etc., die dann zurückzubauen ist. Dieses Steuerungsinstrument, für das die Stadt Regeln geschaffen hat, kommt aus Personalmangel und Desinteresse praktisch nicht zur Anwendung. Das ist den Ortsbeiräten nur recht, da so viele sonst zu erwartende Beschwerden von auf ihr vermeintliches Gewohnheitsrecht pochenden Gewässeranliegern vermieden werden.

 

Rambachkanal mit Deckel im Hof der Rambacher Straße 57 und 59 in Sonnenberg

Aufnahmen vom 28. August 2014

 

Rambach von der Rambacher Straße  Nr. 48 in Sonnenberg bis zum Kurhausweiher in Wiesbaden

Aufnahmen vom 17.Juli 2014

 

Rambach an der oberen Rambacher Straße in Sonnenberg

Aufnahmen vom 20. März 2019

In dem dokumentierten Abschnitt ist der Rambach zwar nicht verrohrt, aber vollständig ausgebaut: er fließt zwischen eng stehenden senkrechten Ufermauern und zusätzlich ist die Gewässersohle gepflastert, im abschüssigen Abschnitt zwischen dem Hangfuß und dem Haus Nr. 79 Rambacher Straße ist der Bach zusätzlich getreppt. So wurden Fließgewässer von den Zuständigen für Kanalisationen (Stadtentwässerungsamt im Tiefbauamt bis Mitte 2004) behandelt. Mit einiger Sicherheit wurde der Gewässerlauf östlich verlegt, um Platz für die Häuser Ostpreußenstraße 1 bis 3a zu schaffen; die scharfe, enge Rechtskurve nach Westen auf den Goldsteinbach zu, lässt sich anders nicht erklären.

 

 

Rambach von der unteren Mühlbergstraße in Sonnenberg bis zum Kurhaus und der Wihelmstraße in Wiesbaden bei dem Julihochwasser 2014

Aufnahmen von Achim Pape am 11. Juli 2014

Ein heftiges Gewitter mit Starkregen und Hagel ließ gegen 16 Uhr den Rambach schnell anschwellen. In Rambach trat der Bach aus seinem lieblosen Bett und überflutete in kürzester Zeit die Keller und Untergeschoße von 70 Häusern. Zwischen den Bebauungen von Rambach und Sonnenberg richtete die Überflutung keine Schäden an. Überschwemmt wurde der Ortskern von Sonnenberg, wo der Rambach vor langer Zeit aus seinem ursprünglichen Bett heraus und erhöht an den rechten Talrand gelegt wurde. Der zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellte erste Bauabschnitt des Hochwasserschutzes für Sonnenberg (Bauzeit 2008 bis 2011) konnte Schäden nicht verhindern sondern verstärkte sie stellenweise sogar (an der Stadtmauer 18). Unterhalb der Bebauung von Sonnenberg bis zum Kurpark uferte der Rambach stellenweise schadlos aus. Das Bett des am Rand des Kurparks vor dem Eingang der Verdolung in den ehemaligen Mühlkanal hochgelegten Bachlaufs war nicht in der Lage das Hochwasser abzuführen, der Rambach lief nach links in den Kurparkweiher über. Wie schon bei früheren Hochwasserereignissen war der Ablauf des Weihers mit 40 cm Durchmesser nicht in der Lage, das Wasser abzuführen und der Weiher trat daher schnell über die Ufer; das vom Teich oberirdisch abfließende Hochwasser flutete die Untergeschoße von Kurhaus (inklusive Weinkeller) und Staatstheater sowie das Parkhaus unter dem Bowling Green bis zu 1, 5 m Höhe mit ca. 70 Autos. Aus dem Kurhaus floss das Wasser zur Wilhelmstraße ab, ein weiterer Teilstrom nahm den Weg über die Paulinenstraße zum Warmen Damm. Von der Wilhelmstraße zweigte ein Teil des Hochwassers in die Burgstraße und weiter in die Straße An den Quellen ab. In der unteren Wilhelmstraße vereinigten sich die Hochwasserabströme wieder und überfluteten noch die Reisinger Anlage.

Insgesamt waren ca. 500 Einsatzkräfte der Wiesbadener Berufsfeuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Werksfeuerwehr von Infraserv und der Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung bis Samstag im Hochwasserreinsatz (Quelle: Wiesbaden 112).

Nach der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts der Hochwasserschutzmaßnamen in Sonnenberg nach 7-jähriger Bauzeit Anfang 2019 kann über einen Entlastungskanal parallel zum Rambachkanal eine größere Wassermenge aus dem Ortskern bis unterhalb des Hofgartenplatzes abgeführt werden (theoretische Hochwasserfreistellung bis zu einem Hochwasser mit 100-jähriger Wiederkehrwahrscheinlichkeit), ohne dass dadurch Sonnenberg und schon gar nicht der Kurhausbereich voll geschützt wären. Auf dem Hofgartenplatz liegt ein Abschnitt des  Entlastungskanals offen, rechts eingerahmt von einer Mauer mit Geländer, links führen breite Steinstufen zum vollständig ausgebauten Pseudogewässerbett, dessen Bedeutung sich dem unkundigen Betrachter nicht erschließt. Von einer Öffnung des Rambachs kann hier nicht die Rede sein. Der Hofgartenplatz ist in allererster Linie ein Parkplatz, was den Wünschen vieler Sonnenberger angesichts der Parkraumnot wahrscheinlich entgegenkommt; die Chance für eine ambitioniertere, gewässerökologisch sinnvollere Gestaltung war vermutlich werder mit dem konservativen Ortsbeirat, noch mit dem wasserscheuen Stadtplanungsamt zu machen. Das für Planung und Bau verantwortliche Umweltamt hat nicht für bessere Lösungen gekämpft sondern sich unterworfen.

Zum Hochwasserschutz von Rambach sind wieder einmal Rückhaltebecken oberhalb der Ortslage in die Diskussion gebracht worden (Einbecken- und Zweibecken-Variante). Dabei wurde ignoriert, dass der Standort Im langen Garten bereits vor 2007 als ungeeignet geprüft wurde; die erhebliche Anhebung des Damms der Kreisstraße könnte die Rückhaltung nennenswerter Wassermengen möglich machen, dem Landschaftsbild wäre es nicht zuträglich. Der zweite vorgeschlagene Standort im Bereich des sog. ESWE-Teichs ist weniger abstrus, dürfte aber nicht geeignet sein, Wassermengen einer Größenordnung aufzunehmen um Rambach von Überflutungen freizustellen.

Die Anlieger am Rambach und ihre lokalen poltischen Vertreter wollen oder können es großenteils nicht verstehen: Zur Vermeidung von Hochwasserschäden ist es erforderlich, dem Bach Platz entlang seines Betts für den Hochwasserabfluss einzuräumen; um diesen Platz (wieder) herzustellen, kann es erforderlich sein, das dass eine oder andere Bauwerk, das zu nah an den Bach gesetzt wurde, zu entfernen. Die jetzt wieder in Mode gekommenen Methoden nach dem Motto: „wasch mir den Pelz, aber mach mich bitte nicht nass“, können nicht funktionieren und man wird viel Geld für frustrierende Ergebnisse zum Fenster hinaus bzw. in die Säckel von Planungs- und Baufirmen werfen.

 

Hofgartenplatz mit offenem Abschnitt des Rambach-Entlastungskanals

Aufnahmen vom 19. September 2017, 12. April 2018 und 27. März 2019

Der erste Bauabschnitt für den Hochwasserschutz in Sonnenberg endete oberhalb des Hofgartenplatzes, im zweiten Bauabschnitt wurde parallel neben dem bestehenden Rambachkanal ein Entlastungskanal gelegt. Als stadtplanerisches Highlight hat man den Entlastungskanal am Westrand des Hofgartenplatzes mit einem Maximum an Stein und Beton offen gestaltet. Unterhalb der Verdolung fließt der Rambach zwischen reparierten und erhöhten Ufermauern. Um das Ganze noch zu toppen, hat das Bauamt auf dem Entlastungskanal am Nordostrand des Hofgartenplatzes die Errichtung eines Hauses und die Überbauung  des kanalisierten Bachlaufs am Westrand des Hofgartenplatzes mit einer breiten Gebäudeverbindungsbrücke gestattet.

Die Wiesbadener Stadtplanung hat leider traditionell ein gestörtes Verhältnis zu offenen Fließgewässern im Stadtraum, verstärkt wird das Problem durch die Einflussnahme der sektiererisch auf den Klassizismus ausgerichteten Denkmalschutzbehörden der Stadt und des Landes. Die Stadtplanung kann sich mit Fließgewässer nur in Verdolungen unter den Straßen abfinden; wenn dann doch ein Gewässerabschnitt offen gelegt wird, dann nur zwischen massiven Befestigungen und möglichst ohne Grün. Diese Grundhaltung traf in Sonnenberg auf eine Mehrheit im Ortsbeirat mit ganz ähnlichen Bedürfnissen. Anstatt die alten Fehler am Rambach wenigstens abzumildern und dem Bach mehr Raum zu geben und ihm mehr Naturnähe zuzubilligen, hat man sie für lange Zeit zementiert.

In der unteren Mühlbergstraße und An der Stadtmauer wurde der Rambach vermutlich bereits im Mittelalter aus der Taltiefsten herausgelegt und westlich verschoben; wiederkehrende Überflutungen der Straßen und der anliegenden Häuser bei Hochwasser waren die zwangsläufige Folge. Auf der Suche nach Abhilfe finden sich Ingenieurbüros, die als Lösung des Hochwasserproblems den Bau von Hochwasserrückhaltebecken vorschlagen, gleichgültig, ob der gewünschte Effekt tatsächlich erzielt werden kann oder nicht. Die zuständige Obere Wasserbehörde assistiert ohne Bedenken. Rückhaltebecken konnten 2008  zu Gunsten einer Durchflussverbesserung für den Rambachnoch noch verhindert werden, jetzt sollen sie in Rambach doch noch gebaut werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Planungsbüros in Prozenten der Investitionssumme honiert werden, was zum Missbrauch geradezu herausfordert.

Unkonventionelle, aber kostengünstige und wirksamere Lösungen, wie z.B. den Bach für die jeweils sehr kurzen Hochwasserereignisse auf die entsprechend hergerichteten Straßen austreten zu lassen, waren bei den meisten Beteiligten verpönt. An den Rückbau von Häusern, die auf der natürlichen Trasse des Bachs in der Taltiefsten errichtet wurden, ist vorerst schon gar nicht zu denken. Oder?

Rambach zwischen der Mühlwiesenstraße und der Rambacher Straße in Wiesbaden-Sonnenberg

Aufnahmen vom 10. Dezember 2019

Unterhalb der Brücke der Kreisstraße 647  fließt der Rambach zwischen den Gartengrundstücken, Hinterhäusern und Anbauten der Häuser Rambacher Straße Nr. 47 bis 25 und der Mühlwiesenstraße Nr. 32 bis 2, fixiert zwischen hohen, zum Teil schadhaften Ufermauern, von der Öffentlichkeit abgeschottet. Unterhalb der Häuser Nr. 25 Rambacher Straße und Nr. 2 Mühlwiesenstraße ist der Rambach entlang der Mühlwiesenstraße und Mühlbergstraße bis zur Kreuzung mit der Schlagstraße von der Straße aus einsehbar.

Nach einem Hochwasser brach das rechte Ufer am Haus Nr. 47 Rambacher Straße ab und staute den Bach; ein vom Umweltamt beauftragter Statiker bestätigte die Standsicherheit des heruntergekommenen Wohnhauses, dessen Hinterausgang nun vorerst hoch über dem Bach ins Leere  führte und nicht mehr benutzbar war. In der Folgezeit wurde das rechte Rambachufer von der Brücke bis zum Haus und entlang des Hauses mit schweren Gabionen gesichert. Trotz der Baumaßnahmen und des extrem naturfernen Bachausbaus waren am Beginn des Gewässerabschnittes unterhalb der Brücke Wasseramseln beim Jagen im Bach zu beobachten.

 

Rambach entlang der Mühlwiesenstraße, Mühlbergstraße und An der Stadtmauer in Wiesbaden-Sonnenberg

Aufnahmen vom 10. Dezember 2019