Nordküste, Wadi Ayhaft
Warum Sokotra?
Der Artikel „Der Echte Drachenbaum, Dracena cinnabari, von der Insel Sokotra von Friedrich Beyhl in „Der Palmengarten“ Nr. 59/2 (1995), Stadt Frankfurt a.M. und das Buch „Socotra, Sukkulentenparadies im Indischen Ozean“ von Franziska & Richard Wolf (2007) gaben die Anstöße, die Insel Sokotra zu besuchen.
Die Inselgruppe mit der Hauptinsel Sokotra liegt als Verlängerung des Horns von Afrika vor der Küste Somalias. Politisch gehören die Inseln zum Jemen. Sokotra hat eine Fläche von zirka 3600 km². Die Insel besteht aus einem zentralen Granitgebirgsstock, der von Kalkplateaus umgeben ist. Die Flora von Sokotra mit dem hohen Anteil endemitischer Arten, darunter viele Sukkulenten, kann mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnet werden. Der Schutz-Status (UNESCO-Biospähren-Reservat 2003, Weltnarturerbe 2008) ändert bedauerlicherweise nichts an der Gefährdung der Vegetation insbesondere durch die immense Zahl freilaufender Ziegen.
Unsere Reise
In den Monaten Oktober und November bringt der Nordost-Passat der Nordküste und besonders der Nordseite der Berge die Hauptniederschläge. Klimatisch bedingt gelten die Monate Dezember bis März, wenn der Nordost-Monsun bereits an Kraft verloren hat, als beste Reisezeit.
Nach einem Besuch von Sanáa und Orten in Hadramaut trafen wir (meine Frau und ich) am 15. Dezember 2008 von Al Mukallah kommend, mit einer Maschine der jemenitischen Fluggesellschaft in Hadibou (Hauptort der Insel) ein. Dort wurden wir von unserem pflanzenkundigen Guide Wagdi und dem Fahrer (und Koch) Mahad des Reiseveranstalters empfangen.
Exkursion zur Nordküste und in das Wadi Ayhaft (Aufnahmen vom 15. und 21. Dezember 2008)
Noch am Tag der Ankunft unternahmen wir mit unseren Begleitern die erste Exkursion. Sie führte am Nachmittag zur Nordküste westlich von Hadibou und in das Wadi Ayhaft. Ein zweites Mal besuchten wir das Wadi Ayhaft am 21. Dezember 2008.
Die Wälder am Nordhang und in den Schluchten der Haghir-Berge profitieren vom Nordost-Passat, der manchmal Regen und häufiger Nebel bringt. Sie sind daher dichter und üppiger als in anderen Bereichen der Insel. Unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehende Gestalten der Waldgesellschaft sind u.a. die Gurkenbäume (Kürbisgewächs Dendrosicyos socotrana), die Baum-Wolfsmilch (Euphorbia arbuscula), die Flaschenbäume (Adenium obesum ssp. socotranum), die Stinkbäume (Sterculia africana ssp. socotrana) und die Weihrauch- oder Frankincense-Bäume (Boswellia elongata). In Spalten fast senkrechten Felswände klammern sich die kugel- oder flaschenförmigen Caudices des Feigengewächses Dorstenia gigas. Diese Art überlebt nur an Orten, die für die allgegenwärtigen Ziegen unerreichbar sind. In einem Talkessel des Wadi Ayhaft beeindruckt ein Hain aus sehr alten Tamarinden-Bäumen (Tamarindus indica). Rundgeschliffenes Geröll aus Kalk- und Granitgestein füllt das Bett des nur nach Regenfällen wasserführenden Flusses. Bevor wir umkehren reisst die düstere Wolkendecke für einen Moment auf und gibt den Blick auf die höchsten Erhebungen der Haghir-Berge frei.