Chihuahua 10/1988

27. bis 31. Oktober 1988: Flug von México City nach Chihuahua, Fahrt auf der Straße 45  in Richtung Ciudad Juarez (Halbwüste, Sierra del Nido), bei El Sueco Abzweig in Richtun g Buena Ventura (Halbwüsten-Landschaft) bis Flores Magon (bewässerte Baumwollfelder, Cholla-Opuntien, Mesquitebusch), über Buena Ventura nach Nuevo Casas Grandes, bei Oñate flaches Tal des Rio Santa María, Halbwüste; Nuevo Casas Grandes Nähe Hotel Piñon, Archäologische Zone mit den Ruinen von Las Casas Grandes der Puebloindianer, Töpferei Las Ollas (Werkstatt, Brennöfen, Material, Familie Las Ollas, traditionelle schwarze und rote Tongefäße der Puebloindianer), Landschaft südlich von Las Casas Grandes; Fahrt von Nuevo Casas Grandes auf den Straßen 10 und 2 in Richtung Ciudad Juarez, Hauptstaße in Asención, Landschaft mit Yuccas und Opuntien nördlich von Nuevo Casas Grandes und nordöstlioch von Asención, Ciudad Juarez; Grenzübertritt nach El Paso/USA, Flug von El Paso über Fort Worth nach Frankfurt

Für den 27. Oktober hatten wir einen Flug von México City nach Chihuahua gebucht. Wir kamen im Hotel Reforma unter, in einer Umgebung, die zu merken sich nicht lohnte. Am nächsten Morgen starteten wir mit einem neuen Mietwagen auf der Mex 45 nach Norden in Richtung Ciudad Juarez. In einigem Abstand erstrecken sich westlich der Straße die imposanten blauen Berge der Sierra del Nido, ein verlockendes, aber damals nicht eingeplantes Ziel für eine ausgedehnte Exkursion. Auf der Pemex-Station bei El Sueco, am Abzweig nach Buenaventura füllten wir den Tank auf und nahmen dann Kurs auf unser letztetes Etappenziel dieser Reise: Die Stadt Nuevo Casas Grandes, benannt nach Las Casas Grandes, den Ruinen einer einst bedeutenden Siedlung der Puebloindianer.

Westlich des Örtchens El Sueco führte die Straße durch sanft gewellte, eingezäunte, baumlose Weiden; das hohe Gras war bereits trocken und strohgelb, ein paar Rinder waren in einiger Entfernung mehr zu ahnen als zu sehen. Vor dem Horizont lagen Hügel- und Bergketten der Sierra de las Arados in verschiedenen Blautönen. Bei dem Agrarort Flores Magón am Río del Carmen, auf halben Weg nach Buenaventura, wollten wir die Baumwollplantagen aus der Nähe sehen und bogen daher auf einen Feldweg ein, der an einer Pumpstation für den Bewässerungsfeldbau vorbeiführte. Auch abseits der Baumwoll- und Maisfelder befand sich die Landschaft alles andere als in einem naturbelassenen Zustand. Durch Abbrennen hatten die Farmer den normalerweise dort wachsenden Kresotebusch beseitigt, hier und da begannen ein paar Chollakakteen nachzuwachsen, bestückt mit gelben Früchten zwischen einer enormen Bedornung.

Bei Oñate, 40 km südöstlich von Nuevo Casas Grandes hielten wir wieder an: Im Licht der einsetzenden Abenddämmerung leuchtete das hier stellenweise noch frische Gras und das Laub der Pappeln am Río Santa María grüngolden auf, ein aparter Kontrast zu dem jetzt tiefdunklem Blau der Sierra de las Aradas. Der Río Santa María speist nordöstlich von Nuevo Casas Grandes eine flache Lagune in einer abflusslossen Senke.

Wir verbrachten zwei Nächte im Hotel Piñon in Nuevo Casas Grandes. Am Morgen besuchten wir die Archäologische Zone von Las Casas Grandes ein paar Kilometer westlich der Stadt. Die flachen Hügel mit den Grundmauern der Gemeinschaftshäuser liegen unweit eines Zuflusses des Arroyo de San Miguel; das Fließgewässer stach als sattgrünes Band von den Hügeln der Umgebung ab, die in gelben, braunen und grauen Farben vor uns lagen. Sehr viel gab es hier nicht zu sehen und so begaben wir uns auf den Weg zur Töpferei Los Ollas an der Avenida Ochoa 1303 am Rand von Nuevo Casas Grandes. Los Ollas ist keine gewöhnliche Töpferei, denn die Familie stellt Keramik der Puebloindianer auf traditionelle Art her: Aus dem Ton der Umgebung, ohne Töpferscheibe, die schwarze Keramik mit dem Schwarz der Schwarznuss gefärbt. Wir wurden freundlich empfangen und Señor Manuel Olivas Lucero, das männliche Oberhaupt der 5-köpfigen Familie, zeigte uns den Betrieb und erklärte uns alle Stadien der Produktion. Für das Verreiben der Glasuren wurden Metaten verwendet, rechteckige, abgerundete steinerne Reibschalen, mit einseitig abgesenktem Rand. Beide Brennöfen waren aus Stahlfässern hergestellt, ein Fass war horizontal eingemauert, das gerade unter Feuer stehende stand senkrecht ohne Ummantelung. Die von uns gewünschte schwarze Keramik war nicht vorrätig, aber neue, gerade gefertigte Stücke gingen gerade in den Brand. Wir machten daher am frühen Nachmittag einen zweiten Besuch bei Los Ollas und konnten miterleben, wie die Keramik aus dem Brennofen genommen und noch heiß gesäubert wurde. Sehr schöne Stücke kamen zum Vorschein und wir kauften gern und mit Überzeugung. (Jetzt, 30 Jahre später, ist die schwarze Farbe der Töpfe das Rot der Tons durchscheinen.) Bis zum Abend blieb uns noch etwas Zeit, die wüstenhafte Landschaft nördlich von Nuevo Casas Grandes mit dem Zufluss zur abflusslosen Laguna des Asención zu erkunden.

Am 30. Oktober brachen wir in Richtung der US-amerikanischen auf. In dem staubigen Kaff mit dem schönen Namen Himmelfahrt (Asención) ergänzten wir unseren Reiseproviant. Die weitere Fahrt führte durch eine ausgeräumte, trockene Weidelandschaft, in die Opuntien und Yuccas zurückdrängten, bis nach Ciudad Juarez. Am nächsten Tag reihten wir uns in die Schlange der Fahrzeuge ein, die die Grenze in Richtung der Schwesterstadt El Paso überqueren wollten. Unter Zurücklassung unseres Obstes konnten wir passieren. Den Rückflug nach Frankfurt traten wir schließlich von Fort Worth an.

ENDE

 

 

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