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Exkursion zum Momi-Plateau auf der Insel Sokotra (Aufnahmen vom 20. Dezember 2008)
Die Tagestour am 20. Dezember beginnt um 7.30 Uhr am Restaurant. Der Einkauf von Lebensmitteln (und von Sabah, das ist getrockneter Aloe-Saft, auf Wunsch eines Bekannten) am Markt und das Auftanken des Autos an der Tankstelle am östlichen Ortsausgang werden zuerst erledigt. Wir fahren wieder auf der Küstenstraße nach Osten, biegen in die Dirt-Road zu den Kalkplateaus ein, lassen den Weg zum Homhil-Plateau links liegen und nehmen stattdessen den Fahrweg zum höheren Momi-Plateau. Diese Tour kam auf Vorschlag unseres Fahrers in das Programm, da wir von weiteren Nächten im Zelt ohne Luftmatrazen definitiv Abstand nehmen wollten.
Die Hochebene ist dem kalten Wind voll ausgesetzt. Wir sind daher über unsere wetterfesten Jacken recht froh. Unsere Begleiter improvisieren einen kurzen Besuch bei den Hirten (Beduns) , die ihr Vieh (Rinder, Zwergrinder, Esel, Ziegen) 4 Monate im Jahr auf dem Momi-Plateau weiden lassen und mit ihren Familien Wohnhöhlen am Rand des Plateaus bezogen haben. Viel Grün findet das Vieh nicht mehr, die Umgebung ist bereits kahl gefressen. Bald stehen wir am Nordrand des Plateaus mit Blick auf die Nordküste. Die Küstenebene liegt im Nebel, ab und an dringt die Sonne durch. Unter uns, am Fuß des Plateaus sind ein großes Dorf an einem trockenen Flussbett und Dattelpalmen-Haine auszumachen. Die Felsen und die Caudices der Flaschenbäume an der Abbruchkante sind mit Flechten bewachsen. Von den Croton-Bäumchen (Croton socotranus) haben die hungrigen Ziegen nur bizarre Gerippe übrig gelassen. In den Steilhängen über und unter unserem Aussichtspunkt wachsen Drachenbäume, vereinzelt sind junge Bäumchen zu erkennen. In überhängenden Felsen und Spalten sehen wir stattliche, bis medizinballgroße Caudices des Feigengewächses Dorstenia gigas.
Während wir die Umgebung erkunden, bereitet unser Fahrer und Koch im Schutz eines Felsens das Mittagessen zu. Unsere Hilfe bei dieser Tätigkeit ist nicht erwünscht, „different system“, wie Wagdi bei anderer Gelegenheit achselzuckend kommentierte. Ein paar ägyptische Geier haben sich in der Nähe des Picknick-Platzes niedergelassen und schreiten jetzt zu Fuß in enger werdenden Kreisen um die Töpfe. Zumindest die Knochen sind ihnen sicher.
Als wir abfahrbereit sind fragt Mahad, ob er den Weg zurückfahren soll, den wir gekommen sind, oder ob wir einen alternativen Weg bevorzugen. Arglos entscheiden wir uns für den zweiten Weg. Dieser erweist sich als sehr steil, ausgewaschen und nicht ganz ungefährlich. Als die schlimmste Strecke hinter uns liegt, sind wir über einen Halt ganz froh. Ganz in der Nähe trägt ein wilder Granatapfel-Baum Blüten und Früchte.